Decoder with Nilay Patel: Rewind: Bookshop CEO's crusade to save books from Amazon
Das "Decoder"-Interview mit Bookshop-CEO Andy Hunter zeigt, wie Ethik, Politik und Technologie zusammenwirken, um Amazon im Ebook-Markt Paroli zu bieten.
Decoder with Nilay Patel
103 min read4033 min audioDer "Decoder"-Podcast von The Verge präsentiert ein Wiederholungsinterview mit Andy Hunter, CEO von Bookshop.org. Hunter erzählt, wie er 2020 eine Plattform startete, über die lokale Buchhandlungen online verkaufen können – ohne Lager oder Versand. Das Geschäftsmodell: 80 % des Gewinns fließen an die Läden, wodurch bisher 35 Mio. Dollar in die Communities zurückgingen.
### 1. Ebooks als neuer Kampfplatz gegen Amazon
Bookshop habe im Januar 2025 Ebooks eingeführt und bereits über eine Million Dollar umgesetzt. Die Nutzer:innen könnten damit erstmals Ebooks über ihre Lieblingsbuchhandlung kaufen – ein Marktanteil von rund 15–20 %, der bisher Amazon und Kindle dominiert habe.
### 2. App-Store-Zwang und 0 % Marge
Apples 30 %-Gebühr lasse keinen Spielraum für Ebook-Verkäufe innerhalb der iOS-App; daher müssten Käufe über die Website erfolgen – ein "existenzielles Problem", das auch Kindle und Spotify betreffe.
### 3. Politische Flucht von Amazon-Nutzer:innen
Seit Trumps Wahlsieg 2024 seien die Verkäufe um 75–100 % gestiegen, weil viele Kund:innen Amazon aus politischen Gründen meiden wollten. Das Wachstum basiere fast ausschließlich auf Mundpropaganda, da das Marketingbudget nur 1 % des Umsatzes betrage.
### 4. Zensur und Buchverbote
Hunter zeigt sich besorgt über geplante Gesetze in Texas und bundesweite Bemühungen, Bücher aus Bibliotheken zu entfernen. Er argumentiert, dass echte Zensur vorliege, wenn der Zugang zu Werken wie "Tagebuch der Anne Frank" erschwert werde – während extremere Inhalte im Internet frei verfügbar seien.
### 5. DRM und offene Formate
Die meisten Ebooks seien noch mit proprietärem DRM geschützt. Langfristig strebe Bookshop portable, besitzbare Ebooks an, die auf jedem Gerät funktionieren – ein "Heiliger Gral", der aber erst in fünf bis zehn Jahren realistisch sei.
### 6. Anti-Monopol-Kampf in der Trump-Ära
Hunter kritisiert die neue US-Regierung scharf: Die geplante Deregulierung führe zu mehr Monopolisierung und gefährde langfristig den freien Markt. Bookshop werde sich trotz fehlender Ressourcen diplomatisch und juristisch für Offenheit einsetzen.
## Einordnung
Das Interview ist journalistisch sauber geführt: Nilay Patel stellt klare Nachfragen, hinterfragt Zahlen und lässt Hunter auch widersprüchliche Positionen – etwa die gleichzeitige Ablehnung von DRM und die Notwendigkeit, Autor:innen zu bezahlen – selbst erklären. Die Sendung bleibt dabei auf der Metaebene: Es geht um Marktmechanismen, nicht um parteipolitische Bewertung. Auffällig ist, wie sehr die politische Lage 2025 zum Geschäftsmodell wird: Ohne Trump-Wähler:innen, die Amazon verlassen, gäbe es kein solches Wachstum. Gleichzeitig wird deutlich, dass Bookshop als Plattform eine Art Gegen-Öffentlichkeit schafft – mit transparenten Strukturen, B-Corp-Zertifizierung und klarem Bekenntnis gegen Monopole. Die Episode liefert tiefe Einblicke in die Frage, wie digitale Geschäftsmodelle zwischen Ethik, Technologie und Politik verhandelt werden.
Hörempfehlung: Wer verstehen will, wie ein kleines Unternehmen versucht, Amazon herauszufordern – und dabei politische Ströme nutzt – sollte diese Folge unbedingt hören.