Der Newsletter "disrupt!" plädiert für eine strategische Trennung der Klimagerechtigkeits- und der Kollapsbewegung. Die Autorin, eine Aktivistin aus beiden Kontexten, sieht die Strömungen als "strategische Partner:innen", die aufgrund fundamental unterschiedlicher Ausrichtungen eigenständig bleiben müssen. Eine Verschmelzung würde vor allem der jungen Kollapsbewegung schaden. Die Klimagerechtigkeitsbewegung wird als kämpferischer Arm definiert, dessen Aufgabe der direkte, ungehorsame Widerstand gegen fossile Infrastruktur, Kapitalismus und Faschismus sei – notfalls durch Sabotage. Ihr Ziel sei es, durch disruptive Aktionen Veränderungen zu erzwingen, statt an die Politik zu appellieren. Im Kontrast dazu stehe die Kollapsbewegung, die primär praktisch und nicht forderungsorientiert sei. Ihr Fokus liege auf "solidarischem Preppen" und der Vermittlung von Fähigkeiten, um in Krisenszenarien handlungsfähig zu bleiben und gegenseitige Hilfe zu organisieren. Kollaps wird hierbei breit gefasst, von politischer Gewalt bis zu Versorgungsengpässen. Die Autorin warnt eindringlich vor einer Fusion, da dies "für die gerade erst entstehende Kollapsbewegung (...) in meinen Augen sogar der Todesstoß" wäre. Die Bewegung sei noch zu fragil und würde durch eine Politisierung zu früh staatlicher Repression ausgesetzt. ## Einordnung Der Text liefert eine strategische Analyse aus einer dezidiert linksradikalen Innenperspektive. Die Argumentation stützt sich ausschließlich auf die subjektive Einschätzung der Autorin und verzichtet auf externe Quellen, was den Blick auf ein spezifisches aktivistisches Milieu verengt. Die grundlegende Annahme ist die Unvermeidbarkeit eines gesellschaftlichen Kollapses und das Versagen staatlicher Institutionen, woraus die Notwendigkeit radikaler Praxis abgeleitet wird. Der Newsletter normalisiert dabei Aktionsformen wie Sabotage und verfolgt eine klare antikapitalistische Agenda, die auf Systemumbrüche statt auf Reformen zielt. Andere Perspektiven werden ausgeblendet. Der Beitrag ist für Leser:innen lesenswert, die Einblicke in die strategischen Debatten innerhalb der radikalen Klimabewegung und der Prepper-Szene suchen. Er bietet eine klare Positionierung zur Eigenständigkeit verschiedener Ansätze im Kampf für einen Systemwandel. Wer eine ausgewogene oder faktenbasierte Analyse der Klimakrise erwartet, ist hier falsch. Länge des Newsletters: 12022