Echo der Zeit: Echo der Zeit
Politische Hintergrundberichte zu F35-Mehrkosten, Post-Reform, WTO-Klage und deutsch-israelischen Beziehungen.
Echo der Zeit
41 min read2505 min audioDie F35-Kampfjets für die Schweizer Armee dürften laut Verteidigungsminister Martin Pfister 1,3 Mrd. CHF teurer werden als vom Bundesrat zugesichert. Ein Festpreis sei nicht durchsetzbar, weil die USA auf ihrer Kalkulationsmethode bestehen würden. Pfister erwäge, entweder weniger Jets zu kaufen, Gegengeschäfte zu streichen oder das Parlament um zusätzliche Mittel zu bitten – möglicherweise mit Volksabstimmung. Parallel will der Bundesrat neue AKW-Bauprojekte erlauben, die Post soll ab 2030 Leistungen abbauen dürfen, und die Schweiz prüft eine WTO-Klage gegen US-Zölle. Daniel Marwecki erklärt, die deutsche „Staatsräson“ Israel beruhe auf einem historischen Tausch: Waffenlieferungen gegen moralische Absolution. Die Sendung endet mit der Frage, warum in der Schweiz alte Kiesgruben zugeschüttet und nicht zu Baggerseen werden.
### Festpreis für F35-Kampfjets sei nicht durchsetzbar
Pfister habe in Washington erfahren, dass der vereinbarte Festpreis von 6 Mrd. CHF nicht halten lasse. „Die Gespräche der vergangenen Monate haben deutlich gemacht, dass der Festpreis nicht durchgesetzt werden kann.“
### Mehrkosten von bis zu 1,3 Mrd. CHF drohen
Die Jets könnten 1,3 Mrd. CHF teurer werden. Als Auswege nennt der Minister den Kauf weniger Flugzeuge, den Verzicht auf Gegengeschäfte oder eine parlamentarische Budgeterhöhung – möglicherweise mit Volksabstimmung.
### Bundesrat will AKW-Neubau ermöglichen
Als indirekter Gegenvorschlag zur „Blackout-Initiative“ plant der Bundesrat, den Bau neuer Atomkraftwerke wieder zuzulassen. Mehrere Parteien und Kantone lehnen dies ab.
### Post soll ab 2030 Leistungen abbauen dürfen
Bundesrat Rösti kündigt an, dass die Post künftig Briefzustellung auf drei Tage beschränken und einzelne Produkte streichen dürfe, wenn die Nachfrage sinke. Die Grundversorgung koste 370 Mio. CHF, die Einnahmen aus dem Briefmonopol lägen bei 70 Mio. CHF.
### Schweiz erwägt WTO-Klage gegen US-Zölle
Damian Rast erklärt, die Schweiz könne die USA wegen „willkürlicher“ Strafzölle verklagen. Ein Urteil wäre zwar symbolisch, ermögliche aber rechtlich Gegenmaßnahmen wie Exportsubventionen oder die Nicht-Durchsetzung US-amerikanischer Patente.
### Deutsche „Staatsräson“ Israel beruht auf historischem Tausch
Daniel Marwecki beschreibt die deutsche Politik als „historischen Tausch“: „Deutschland kauft sich frei, rehabilitiert sich … im Gegenzug hält Israel das, was es braucht, um sich aufzubauen.“ Die aktuelle Aussetzung neuer Waffenlieferungen sei ein wichtiges Signal, aber kein grundlegender Wandel.
## Einordnung
Als traditionsreiche politische Hintergrundsendung liefert „Echo der Zeit“ journalistisch aufbereitete Nachrichten und Analysen. Die Redaktion verzichtet auf dramatische Effekte, lässt aber wichtige Akteur:innen wie Pfister, Rösti oder Marwecki ausführlich zu Wort kommen. Besonders bemerkenswert ist die klare Benennung von Machtverhältnissen: Die USA durchsetzen ihre F35-Kalkulation, die Schweiz prüft rechtliche Schritte, Deutschland nutzt Waffenlieferungen als politisches Druckmittel. Kritisch bleibt, dass die Berichterstattung zur deutschen Israelpolitik fast ausschließlich auf deutsche Perspektiven fokussiert – palästinensische Stimmen fehlen. Die Sendung gelingt es, komplexe Zusammenhänge wie Post-Finanzierung oder WTO-Verfahren verständlich zu erklären, ohne dabei zu vereinfachen. Die nüchterne Moderation und die klare Struktur machen die Folge zu einer soliden Informationsquelle für politisch Interessierte.
Hörempfehlung: Wer sich schnell und verlässlich über aktuelle Schweizer und internationale Politik informieren will, bekommt hier eine fundierte Übersicht ohne Schnörkel.