Input: Drei Jahre nach Yuris Tod: Wie seine Eltern mit der Trauer leben
Der SRF-Podcast begleitet ein Elternpaar drei Jahre nach dem Verlust ihres Kindes und zeigt, wie Trauer zum festen Alltag werden kann.
Input
32 min read2450 min audioDer SRF-Podcast "Input" begleitet Rebecca und Daniel drei Jahre nach dem palliativen Tod ihres Neugeborenen Sohnes Juri. Die Journalistin Mariel Kreis spricht mit dem Paar, mit Trauerforscher Hansjörg Znoj und mit Freunden über den langfristigen Umgang mit Schmerz, die Kraft von Ritualen und die Notwendigkeit, Trauer als dauerhaften Bestandteil des Lebens zu akzeptieren. Die Sendung nutzt ein professionelles journalistisches Format mit klarer Struktur, emotionaler Distanz und wissenschaftlichem Input.
### Trauer dauert länger als gesellschaftlich erwartet
Znoj betont, Eltern, die fünf oder sechs Jahre nach dem Verlust eines Kindes noch tiefe Trauer spüren, seien nicht krank, sondern auf einem normalen Weg: "Das ist etwas, wo es immer noch stark im Alltag trägt."
### Positive Gefühle sind Teil des Trauerprozesses
Laut Znoj zeigen Studien der vergangenen 20 Jahre, dass das Zulassen von Freude und das Ausdrücken positiver Emotionen helfen: "Das ist eins von der großartigste Ergebnis von Trauerforschung."
### Rituale schaffen Nähe zum verstorbenen Kind
Daniel sammelt auf gemeinsamen Wanderungen Steine, die er in einem Stoffbeutel aufbewahrt, und erzählt: "Es ist so ein Gefühl von Nähe zu dem verstorbenen Kind für mich."
### Freunde und Familie strukturieren schwere Tage
Am dritten Todestag organisierten Freund:innen ein gemeinsames Picknick und einen Naturausflug. Rebecca erinnert sich: "Wir haben einfach nur existiert... das hat so gut getan."
## Einordnung
Die Episode behandelt das sensible Thema Trauer mit Respekt und ohne voyeuristische Neigung. Kreis lotet die Balance zwischen persönlichem Schicksal und allgemeingültigen Erkenntnissen gekonnt aus, indem sie wissenschaftliche Expertise einbindet und gleichzeitig Raum für individuelle Erfahrungen lässt. Die Sendung verzichtet auf beschwichtigende Botschaften oder lineare Heilungsnarrative und zeigt Trauer als facettenreiches, langfristiges Phänomen. Besonders gelungen ist die Integration der sozialen Umgebung: Freund:innen und Verwandte kommen zu Wort, wodurch die gesellschaftliche Dimension von Trauer sichtbar wird. Die Journalistin bleibt durchgehend professionell, stellt offene Fragen und vermeidet es, Deutungshoheit zu beanspruchen. Die Folge setzt damit Maßstäbe für den sensiblen Umgang mit Verlust in öffentlichen Medien und kann als Vorbild für die Berichterstattung über persönliche Schicksale dienen.