Huberman Lab: Essentials: ADHD & How Anyone Can Improve Their Focus

Wissenschaftliche Einblicke in die Neurobiologie von ADHD und praktische Strategien zur Verbesserung der Aufmerksamkeit.

Huberman Lab
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In dieser Huberman Lab Essentials-Folge widmet sich Andrew Huberman, Professor für Neurowissenschaften und Augenheilkunde an der Stanford School of Medicine, der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHD). Er erklärt, dass ADHD bei etwa einem von zehn Kindern und zunehmend auch bei Erwachsenen auftrete, wobei die Symptome von mangelnder Aufmerksamkeit und Impulskontrolle bis hin zu Problemen mit Zeitempfinden und Arbeitsgedächtnis reichen. Huberman betont, dass Menschen mit ADHD zwar hyperfokussiert sein könnten, wenn sie sich für etwas begeisterten, aber Schwierigkeiten hätten, ihre Aufmerksamkeit auf weniger interessante Aufgaben zu richten. ### Die Rolle von Dopamin bei der Aufmerksamkeit Huberman erläutert, dass Dopamin als zentraler Neurotransmitter für die Steuerung der Aufmerksamkeit verantwortlich sei. Es aktiviere das sogenannte Task-Network und hemmte gleichzeitig das Default-Mode-Network, wodurch eine fokussierte Wahrnehmung ermöglicht werde. Bei Personen mit ADHD sei diese Balance gestört, da die Dopaminspiegel in bestimmten Hirnregionen zu niedrig seien. Dies führe zu einer unkontrollierten Aktivität von Neuronen und erschwere es, sich zu konzentrieren. Huberman zitiert die "low-dopamine hypothesis" aus dem Jahr 2015, die besage, dass niedrige Dopaminspiegel zu einer übermäßigen Feuerung von Neuronen führen, die nicht mit der aktuellen Aufgabe verbunden seien. ### Die Verwendung von Stimulanzien zur Behandlung von ADHD Huberman diskutiert die Verwendung von verschreibungspflichtigen Stimulanzien wie Ritalin (Methylphenidat), Adderall (Amphetamin und Dextroamphetamin) und Modafinil zur Behandlung von ADHD. Er erklärt, dass diese Medikamente die Dopamin- und Norepinephrinspiegel erhöhen und so die Aufmerksamkeit und Impulskontrolle verbessern könnten. Huberman weist jedoch darauf hin, dass diese Substanzen strukturell und chemisch sehr ähnlich zu Straßendrogen wie Amphetamin und Kokain seien und ähnliche Nebenwirkungen wie Suchtgefahr und kardiovaskuläre Probleme bergen könnten. Er empfiehlt, die Behandlung mit solchen Medikamenten nur unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen und sie mit Verhaltenstraining zu kombinieren. ### Nicht-medikamentöse Ansätze zur Verbesserung der Aufmerksamkeit Neben Medikamenten erwähnt Huberman verschiedene nicht-medikamentöse Ansätze zur Verbesserung der Aufmerksamkeit. Dazu gehören Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA und EPA), die in Studien positive Auswirkungen auf die Aufmerksamkeit gezeigt hätten, sowie Phosphatidylserin, das in Kombination mit Omega-3-Fettsäuren die Symptome von ADHD reduzieren könne. Weitere Ergänzungsmittel wie Alpha-GPC (ein Cholin-Derivat) und L-Tyrosin (eine Vorstufe von Dopamin) werden ebenfalls erwähnt, wobei Huberman vor möglichen Nebenwirkungen warnt und eine ärztliche Beratung empfiehlt. ### Verhaltensbasierte Strategien zur Steigerung der Konzentration Huberman stellt verschiedene verhaltensbasierte Strategien zur Steigerung der Konzentration vor. Dazu gehört das Training der visuellen Aufmerksamkeit durch die bewusste Steuerung des Blickfeldes (z.B. durch "panoramic vision" und "open monitoring"), das die Anzahl der sogenannten "attentional blinks" reduzieren und die Fähigkeit zur Fokussierung verbessern könne. Er erwähnt auch Studien, die zeigen, dass die Kontrolle des Blinzens und die Fokussierung auf visuelle Ziele die Aufmerksamkeit verbessern könnten. Zusätzlich empfiehlt er, den Smartphone-Konsum zu begrenzen, da übermäßige Nutzung die Aufmerksamkeitsspannen negativ beeinflussen könne. ## Einordnung Andrew Huberman präsentiert in dieser Episode ein wissenschaftlich fundiertes, aber dennoch zugängliches Bild von ADHD und der Aufmerksamkeitssteuerung. Die Argumentation ist logisch strukturiert und stützt sich auf aktuelle Forschungsergebnisse, wobei Huberman stets betont, dass eine professionelle Diagnose und Behandlung durch qualifizierte Fachkräfte erfolgen sollte. Die Vermischung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit Produktplatzierungen (z.B. für Nahrungsergänzungsmittel oder Technologieprodukte) ist zwar transparent gekennzeichnet, könnte jedoch bei manchen Hörer:innen als Beeinflussung empfunden werden. Die Diskussion um die Ähnlichkeit von verschreibungspflichtigen Stimulanzien zu Straßendrogen erfolgt sachlich und ohne moralisierende Tendenz, wobei Huberman die potenziellen Risiken nicht beschönigt. Die Empfehlung, den Smartphone-Konsum zu begrenzen, ist zwar allgemein anerkannt, wird jedoch ohne differenzierte Betrachtung individueller Nutzungsmuster präsentiert. Insgesamt bietet die Episode eine wertvolle Informationsgrundlage für Menschen mit ADHD und solche, die ihre Aufmerksamkeit verbessern möchten, wobei die wissenschaftliche Expertise des Gastgebers durch die kommerziellen Elemente leicht getrübt wird.