RONZHEIMER.: Wenn eine Diagnose alles verändert. Mit Ulrike Döpfner
Therapeutin Ulrike Döpfner über ihre Krebsdiagnose, den Kampf um Lebensfreude und das Buch ‚Die Suche nach Licht‘.
RONZHEIMER.
50 min read3407 min audioKontext und Sprecher: Paul Ronzheimer, Journalist und Kriegsreporter, spricht mit Ulrike Döpfner, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, über deren Krebserkrankung und Buch „Die Suche nach Licht“. Die Episode ist ein persönliches, emotionales Gespräch über den Umgang mit schwerer Krankheit.
Hauptthema: Wie sich das Leben mit einer Krebsdiagnose von einem Moment auf den nächsten verändert – und wie man trotzdem Lebensmut bewahrt.
### 1. Erst recherchieren, dann googeln – ein bewusster Verzicht auf Angst
Ulrike Döpfner habe bewusst auf Internetrecherchen zu ihrer Diagnose verzichtet: „Ich wollte einfach Sorge haben, dass ich dann zu viel Angst bekomme.“ Stattdessen habe ihr Ex-Mann Matthias die medizinische Recherche übernommen und nur das Nötigste weitergegeben. Diese Strategie habe ihr geholfen, sich aufs Überleben zu konzentrieren.
### 2. „Was kann ich für dich tun?“ – Die wichtigste Frage für Unterstützende
Die einfache Frage „Was kann ich für dich tun?“ habe ihr mehr geholfen als jede Geste. Eine Freundin aus Florida habe daraufhin täglich „Florida-Vibes“ – Fotos, Videos, Sprachnachrichten – geschickt. Diese klare Kommunikation entlaste beide Seiten: Patientin und Helfende wüssten, was zu tun sei.
### 3. Ritterrüstung und Meditation – Selbstschutz im Kampfmodus
Nach der Diagnose habe sie sich „eine emotionale Ritterrüstung“ zugelegt, um Verzweiflung fernzuhalten. Meditation und Atemübungen hätten geholfen, Ängsten nicht zu viel Raum zu geben. Der Kampfmodus sei für sie „ein Automatismus“ gewesen, der sich ohne Technik einstellte.
### 4. Sensibilität statt Gut gemeinten Fragen – das falsche Wort kann verletzen
Viele Bekannte häffen mit Fragen wie „Wirst du danach geheilt sein?“ oder „Bleiben die Nebenwirkungen?“ Unbedachtes Nachfragen lenke das Gespräch auf Ängste, die gerade nicht thematisiert werden wollten. Sensibilität bedeute, die Signale der Betroffenen zu erkennen und ihr Thema zu überlassen.
### 5. Therapie auch für Therapeutinnen – das Ego kam zu spät
Als Psychotherapeutin habe sie sich selbst lange keine Therapie gegönnt. Ein Zusammenbruch nach der großen Operation habe sie dann doch zum Krankenhaus-Psychologen geführt. „Das hätte ich deutlich früher machen können“, gebe sie zu. Das Schreiben des Buches habe ihr anschließend zusätzlich Distanz zu den Gefühlen verschafft.
### 6. Rezidiv trotz Sommer voller Lebensfreude – positiver Fokus als Überlebensstrategie
Ein Jahr nach der ersten Diagnose folgte ein Rezidiv. Die Protonenstrahltherapie und eine kleinere Operation seien gut verlaufen. Die zuvor erlebte Lebensfreude – „Trampolin springen, ein gutes Essen, ein normaler Tag“ – habe sie bewusst als mentale Ressource genutzt, um weiterzukämpfen.
## Einordnung
Das Format ist ein klassisches Promi-Interview: nah, empathisch, aber ohne journalistische Gegenfragen. Ronzheimer bleibt im Bekannten-Kreis, hakt nur sanft nach und verzichtet auf medizinische Faktenchecks. Das ist für ein Lifestyle-Format legitim, wirkt aber manchmal wie Selbstbestätigung: „Alles richtig gemacht“. Fehlende Perspektiven sind die der Pflegenden, der Kostenträger und jener Patienten, die keine Ressourcen haben. Die Botschaft – Positiv denken, offen kommunizieren, Hilfe annehmen – wird nicht hinterfragt. Rechte oder gesundheitsgefährdende Inhalte gibt es nicht; die Episode bleibt im wohltemperierten Raum persönlicher Erzählung. Wer konkrete medizinische oder psychologische Informationen sucht, wird nicht bedient. Wer Mut durch Lebensgeschichten braucht, bekommt sie reichlich.