In der aktuellen Folge von "AI Inside" diskutieren Jason Howell und Jeff Jarvis die weitreichenden Folgen des neuen Google-Antitrust-Urteils: Die Richterin habe Google zwar eine Suchmonopol-Klage bestätigt, aber keine drastischen Strukturmaßnahmen wie den Verkauf von Chrome verhängt. Stattdessen müsse Google künftig Such-Deals mit Apple und Mozilla zwar fortsetzen, dürfe sie aber nicht mehr exklusiv gestalten. Gleichzeitig sei Google verpflichtet, Crawl-Daten mit Konkurrent:innen zu teilen – ein Schritt, der KI-Start-ups wie OpenAI oder Perplexity zugutekommen könnte. Die Börsen reagierten euphorisch, die beiden Gastgeber werten das Urteil als kluge, weil sie bestehende Machtverhältnisse kaum tangiere und gleichzeitig die wachsende Konkurrenz durch KI-gestützte Suchmaschinen anerkenne. Ein weiterer Schwerpunkt sei Gary Marcus’ Essay in der New York Times, in dem er argumentiere, dass die „Fieberträume“ von baldiger Superintelligenz endlich zerplatzen. Die lineare Skalierung von Rechenleistung und Daten führe nicht zu exponentiell besserer KI; GPT-5 enttäusche Experten, Halluzinationen blieben. Marcus fordere stattdessen neue Paradigmen: Weltmodelle, neuro-symbolische Ansätze und weniger Fokus auf den AGI-Mythos. Die Diskussion spiegele eine tiefgreifende Unsicherheit über die Zukunft großer Sprachmodelle. Zudem thematisieren Howell und Jarvis OpenAIs angekündigte „Safeguards“ für jugendliche und psychisch belastete Nutzer:innen. Künftig sollen Eltern Zugriff auf Chat-Verläufe ihrer Kinder erhalten und menschliche Moderator:innen bei Suizid-Gefahr eingreifen. Die Gastgeber betonen, dass der Zugang zu professioneller Therapie oft privilegiert sei; KI-Chatbots könnten eine Notlösung darstellen, bergen aber Risiken wie Verstärkung von Fehldiagnosen oder Datenschutzprobleme. Schließlich werfen sie einen Blick auf Netflix’ algorithmisch generierte Filme, die laut einem Guardian-Artikel zunehmend austauschbar und seelenlos wirken. Die Plattform nutze riesige Datensätze, um Inhalte nach psychografischen Profilen zu schneiden – eine Entwicklung, die die Gastgeber als „letzten Atemzug“ klassischer Massenkultur werten. Gleichzeitig erkennen sie an, dass jüngere Zuschauer:innen neue Formen wie vertikale Kurzfilme als authentisch empfinden könnten. ## Einordnung Die Episode besticht durch eine unaufgeregte, reflektierte Diskussionskultur: Howell und Jarvis hinterfragen weder hegemoniale Machtstrukturen noch dominante KI-Narrative radikal, verharren aber auch nicht in Selbstzweck-Hype. Stattdessen loten sie die Grauzonen zwischen Fortschritt und Risiko aus, ohne einfache Lösungen anzubieten. Besonders bemerkenswert ist, wie sie marginalisierte Perspektiven – etwa den Zugang zu psychologischer Hilfe für nicht-privilegierte Gruppen – anschneiden, ohne sie zentrieren zu können. Die Kritik an Netflix’ Algorithmenkino bleibt ebenso vorsichtig wie die Einschätzung zu Googles Kartellrecht: Weder wird Monopolmacht entschieden bekämpft noch das Scheitern von AGI-Visionen als Systembruch gefeiert. Das Format wirkt wie ein moderiertes Denklabor, das seine eigene Position als Tech-Insider stets mit einem ironischen Unterton relativiert. Wer fundierte, aber nicht dogmatische Einordnungen sucht, erhält hier eine kluge Orientierungshilfe.