Byline Podcast: Christopher Steele: Mistrusting Trump and the USA
Christopher Steele über russische Wahlbeeinflussung, Trump-Kompromat und warum Großbritannien den USA nicht mehr trauen sollte.
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31 min read1905 min audioIn diesem Gespräch aus dem Jahr 2024 diskutiert Adrian Goldberg mit dem ehemaligen britischen Geheimdienstoffizier Christopher Steele über sein berühmtes Dossier von 2016 und die anhaltenden russischen Einflussoperationen. Steele, der das Steele-Dossier über Trumps angebliche Verbindungen zu Russland verfasste, warnt vor Trump als "größter Bedrohung für die Demokratie" und argumentiert, dass russische Wahlbeeinflussung 2016 den Ausgang zugunsten Trumps beeinflusst habe.
### Russische Einflussnahme habe 2016 die US-Wahl entschieden
Steele behauptet, die russische Einflussoperation habe durch gezielte Desinformation schwarze Wähler:innen in den entscheidenden Swing States Pennsylvania, Wisconsin und Michigan davon abgehalten, für Hillary Clinton zu stimmen. "Es ist sehr plausibel, dass eine Einflussoperation in dem Ausmaß, wie die Russen sie gestartet hatten, zu genügend Stimmenverschiebung führen würde, um das Ergebnis zu entscheiden", erklärt er. Die Wahlergebnisse seien in diesen Staaten nur um 0,1 bis 0,2 Prozentpunkte entschieden worden.
### Kompromittierende Informationen über Trump seien "wahrscheinlich" vorhanden
Auf die Frage nach dem berüchtigten "Pee-Tape" und anderen kompromittierenden Materialien antwortet Steele: "Ich denke, es ist wahrscheinlich, dass es kompromittierende Informationen über Trump gibt." Er verweist auf Trumps häufige Russland-Besuche als Geschäftsmann und dessen "allgemeine Haltung und Verhalten", die ihn "verwundbar und anfällig für diese Art von Herangehensweise" machten.
### Großbritannien sei nicht mehr auf die USA als verlässlichen Verbündeten angewiesen
Steele warnt eindringlich vor der aktuellen US-Regierung: "Ich würde der amerikanischen Regierung oder den amerikanischen Geheimdiensten im Moment keinerlei Geheimdienst-Informationen anvertrauen." Die Sicherheitsstrukturen seien "eingefroren oder demontiert" worden, und er empfiehlt explizit, dass britische Geheimdienste keine vertraulichen Daten mit den USA teilen sollten.
### Russische Einflussnahme auf Brexit sei "wahrscheinlich" erfolgt
Steele bestätigt, dass seine Geheimdienstinformationen auf russische Einflussnahme beim Brexit-Referendum hindeuten. Er beschreibt Boris Johnsons Verhalten als Außenminister als verdächtig und kritisiert, dass Russen britische Medien besitzen durften: "Wir waren bestenfalls nachlässig und schlimmstenfalls komplizenhaft bei russischen Einflussoperationen."
### Trump und Putin hätten sich überworfen
Interessant ist Steeles Einschätzung, dass Putin seine Chance mit Trump "vermasselt" habe. Putin sei "entweder unwillig oder unfähig", die Zugeständnisse zu machen, die Trump benötige, um eine pro-russische Politik zu rechtfertigen. Dies erkläre die wechselhafte US-Haltung zur Ukraine-Unterstützung.
### Epstein-Dateien seien in russischen Händen
Steele spekuliert, dass Russland die Epstein-Dateien besitze, da ein Ermittler namens Mark Dugan nach Russland "defektiert" sei. Er hält es für "höchst wahrscheinlich", dass Trump in diesen Dateien erwähnt wird, was zusätzlichen Druck auf den Präsidenten ausüben könnte.
## Einordnung
Dieses Interview bietet faszinierende Einblicke in die Welt der Geheimdienste und internationalen Machtspiele, leidet aber unter der unkritischen Präsentation von Steeles Behauptungen. Moderator Goldberg stellt kaum kritische Nachfragen und lässt selbst die spektakulärsten Aussagen - wie die Empfehlung, der wichtigste Verbündete solle von Geheimdienstkooperationen ausgeschlossen werden - weitgehend unkommentiert stehen. Die Diskussion bewegt sich oft im Bereich von Spekulationen und Vermutungen, die als Fakten präsentiert werden.
Problematisch ist auch die einseitige Darstellung komplexer geopolitischer Zusammenhänge. Während Steeles Expertise unbestritten ist, fehlt eine Einordnung seiner finanziellen und politischen Interessen - immerhin war sein Dossier von Trumps politischen Gegnern in Auftrag gegeben worden. Die Behauptung, die russische Einflussnahme habe 2016 die Wahl entschieden, wird ohne Verweis auf die durchaus umstrittene Datenlage präsentiert. Ebenso werden die schwerwiegenden Vorwürfe über aktuelle US-Sicherheitsstrukturen nicht durch andere Quellen verifiziert oder relativiert.
Das Format eignet sich gut für Hörer:innen, die sich für Geheimdienstarbeit und internationale Beziehungen interessieren, sollte aber mit der nötigen Skepsis konsumiert werden. Steeles Warnungen vor demokratischen Rückschritten sind ernst zu nehmen, doch die Art der Präsentation lässt wenig Raum für alternative Interpretationen oder Zweifel.