Schwarze Akte - True Crime: #279 Mord im Pub - Ein irischer Albtraum
Ein unterhaltsam erzählter, aber oberflächlich recherchierter True-Crime-Fall über eine Ehefrau, die ihren Mann für Geld umbringen lässt.
Schwarze Akte - True Crime
50 min read2689 min audioDer True-Crime-Podcast „Schwarze Akte“ erzählt in der Folge „Mord im Jack Whites Inn“ den irischen Kriminalfall um Catherine, die 1996 ihren Ehemann Tom erschießen ließ, um an dessen Vermögen zu kommen. Die Hosts Anne Luckmann und Patrick Strobusch rekonstruieren detailreich den Tatort, die Indizien und Catherines Motiv: finanzielle Habgier. Ihr Vorhaben scheiterte zwar an zahlreichen Männern, die den Auftrag ablehnten, doch ein Profikiller schoss schließlich. Die Story wird durch Werbeblöcke und persönliche Kommentare strukturiert. Besonders auffällig ist die stark emotionalisierende Sprache („grausamer Albtraum“, „schwarze Witwe“), die wiederholte Fokussierung auf brutale Details sowie die Betonung, dass „nichts so ist, wie es scheit“, was die Dramatik steigern soll. Die Hosts stellen Indizien gegenüber, sprechen aber kaum über journalistische Methoden, Quellen oder alternative Perspektiven; polizeiliche und gerichtliche Abläufe bleiben oberflächlich. Die Vermischung von wahren Fakten mit Spekulationen („Es soll wohl … gewesen sein“) verstärkt den Unterhaltungscharakter, mindert aber journalistische Transparenz. Gender-Stereotype (die betörende, rachsüchtige Witwe) werden unkritisch reproduziert; Täter:innen aus sozialen Randgruppen (IRA-Milieu) werden pauschal verdächtigt, ohne differenzierten politischen Kontext zu liefern. Die Folge endet mit dem Hinweis, dass Catherine den Großteil ihres Lebens im Gefängnis verbrachte und das Erbe verlor – eine moralische Pointe, die ohne weitere Reflexion über Justiz, Medien und Gesellschaft bleibt.
## Einordnung
Die Episode verkauft sich als „außergewöhnlicher Fall“, bleibt aber im Stil am Unterhaltungs-True-Crime-Standard: dramatische Musik, Cliffhanger und detaillierte Tatabläufe dominieren. Die Hosts geben sich investigativ, liefern aber keine eigenen Recherchen, werten keine Quellen transparent aus und führen kaum Experteninterviews. Stattdessen werden Gerüchte („soll“, „wird vermutet“) und Gerichtsprotokolle nacherzählt. Die daraus entstehende Wirklichkeit suggeriert Aufklärung, basiert aber auf Indizienkette und Medienberichten. Problematisch ist die unhinterfragte Reproduktion von Klischees: Die vermeintlich betörende, berechnende Catherine wird zur „schwarzen Witwe“ stilisiert; Toms angebliche Homosexualität und Alkoholprobleme dienen als moralische Rechtfertigung für ihre Abwendung. Dass alle drei angeblichen Auftragskiller die Geschichte offenbar unabhängig voneinander bestätigen, wird nicht kritisch hinterfragt; mögliche polizeiliche Druckmittel oder Zeugenprobleme bleiben außen vor. Die irische Politik und der Nordirland-Konflikt dienen lediglich als Kulisse, ohne zu erklären, warum IRA-Kontakte plötzlich als Mordmotiv taugen, obwohl laut Polizei keine Unterlagen zu Tom existieren. Die Folge ist für Hörer:innen geeignet, die spannende, aber oberflächlich recherchierte Kriminalgeschichten mögen; wer journalistische Tiefe oder differenzierten Kontext erwartet, wird enttäuscht.