O Assunto: Tentativa de feminicídio: o extremo da violência contra a mulher

Juristische Expertin erklärt, warum Brasilianerinnen trotz strenger Gesetze immer noch unzureichend geschützt sind.

O Assunto
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Der Podcast "O Assunto" widmet sich in dieser Folge dem Thema "Versuch von Femizid – wenn Gewalt gegen Frauen ihr Extrem erreicht". Moderator Victor Boyadjian spricht mit Maíra Recchia, Präsidentin der Kommission der Frauenanwältinnen der OAB São Paulo, über zwei brutale Fälle von Gewalt gegen Frauen in Aufzügen in Natal und Brasília, die unterschiedlich juristisch eingestuft wurden. ### 1. Unterschiedliche juristische Einordnung trotz ähnlicher Brutalität Obwohl beide Fälle extreme körperliche Gewalt zeigen, wurde der Vorfall in Natal als "Versuch von Femizid" eingestuft, während der Fall in Brasília lediglich als "Körperverletzung" gewertet wurde. Maíra Recchia kritisiert diese unterschiedliche Behandlung: "Ich halte diese erste Einschätzung für sehr verfrüht angesichts der Schwere, mit der das Verbrechen begangen wurde." ### 2. Subjektiver "Tötungsvorsatz" als zentrales Kriterium Die Unterscheidung zwischen Körperverletzung und Femizid hängt laut Recchia vom subjektiven "animus" (Tötungsvorsatz) des Täters ab: "Was diese beiden Handlungen unterscheidet, ist im Grunde die Absicht dieses Täters [...] und besonders oft die Brutalität, mit der das Verbrechen begangen wird." ### 3. Kritik an geschlechtsspezifischer Verharmlosung durch Behörden Recchia kritisiert eine "Relativierung der Rechte von Frauen" durch Polizei und Justiz: "Es scheint mir, dass die Opfer in eine andere Position gerückt werden, indem ihre Rechte und grundlegenden Garantien völlig relativiert werden." ### 4. Alarmierender Anstieg von Femizid-Versuchen in Brasilien Laut dem brasilianischen Sicherheitsjahrbuch stieg die Zahl der Femizid-Versuche 2024 um 19% auf fast 3.900 Fälle. Die Gesamtzahl der Femizide erreichte mit 1.492 Fällen den höchsten Stand seit 2015. ### 5. Notwendigkeit von Geschlechterperspektive in Justiz und Polizei Recchia fordert eine "Differenzierung nach Geschlechter- und Rassefragen" bei Gerichtsverfahren und kritisiert, dass viele Behörden diese Perspektive noch nicht umsetzen: "Wir stehen weiterhin vor der Schwierigkeit der tatsächlichen Einordnung von Femizid seit 2015." ### 6. Systemische Probleme trotz umfassender Gesetzgebung Trotz eines "sehr umfassenden Rechtsrahmens" zum Schutz von Frauenrechten in Brasilien klafft laut Recchia eine Lücke zwischen Gesetz und Umsetzung: "Das ist ein Zeichen des Versagens der brasilianischen Gesellschaft, die Frauen noch nicht als Rechtssubjekte versteht." ## Einordnung Der Podcast zeigt journalistische Professionalität durch sachliche Aufklärung und differenzierte Expertinnenmeinung. Die Moderation bleibt faktenorientiert und vermeidet sensationsheischende Berichterstattung trotz der brutalen Inhalte. Besonders bemerkenswert ist die klare Positionierung gegenüber struktureller Gewalt gegen Frauen und die Kritik an geschlechtsspezifischen Verharmlosungen in Justiz und Polizei. Die Expertin erhält ausreichend Raum für juristische Einordnung ohne oberflächliche Vereinfachung. Der Podcast gelingt es, komplexe juristische Unterschiede verständlich zu machen und gleichzeitig systemische Probleme wie mangelnde geschlechter-sensible Polizeiarbeit zu benennen. Die Perspektive der Betroffenen bleibt durchweg im Fokus, ohne dabei Opfer-Täter-Umkehr zu betreiben. Hörempfehlung: Diese Folge liefert wichtige Einblicke in die juristischen Hintergründe von Gewalt gegen Frauen und die systemischen Hürden bei der Strafverfolgung – hörenswert für alle, die sich für Geschlechtergerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit interessieren.