Apokalypse & Filterkaffee: Smells like Veltins Spirit (mit Nikki Hassan-Nia)
Unterhaltsame, aber oberflächliche Durchquerung aktueller Themen von Boris Becker bis zur AfD-Erfolgswelle.
Apokalypse & Filterkaffee
63 min read2541 min audioMicky Beisenherz und Niki Hassan diskutieren in ihrer täglichen News-Sendung die Schlagzeilen des 15. September 2025 – von Boris Beckers einsamer Autogrammstunde über Fruchtfliegen, die sich übergeben, bis zur Kommunalwahl in NRW, bei der die AfD auf 16,5 % zulegte. Sie sprechen über Friedrich Merz’ neue Hymne, den Rassismusvorwurf gegen den ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk und die Forderung nach Visarentzug für ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Weitere Themen sind russische Drohnen über Polen und Rumänien, der designierte Verfassungsschutzchef Sinan Selen, ein betrunkener Autofahrer, der einen ICE lahmlegt, sowie ein skurriles Interview mit dem „schwarzen Schaf“ Clemens Velins und einem hymnischen Bild-Kommentar zu Markus Lanz. Die Moderation ist unterhaltsam, mit vielen Seitenhieben, Ironie und persönlichen Anekdoten – journalistisch anspruchsvoll ist anders.
### Die AfD profitiere von sozialdemokratischem Wähler:innen-Abstieg
Die SPD verliere laut Beisenherz ihre traditionelle Arbeiter:innen-Klientel an CDU und AfD, weil sie sich zu sehr auf „Bürgergeld“ und zu wenig auf klassische Arbeiter:innen-Themen fokussiere. In NRW stieg die AfD auf 16,5 %, während die SPD nur noch 22,5 % erreiche. Beisenherz konstatiert: „Die echten alten Sozialdemokraten in NRW […] sehe ich mittlerweile eher beim CDA“, also beim konservativen Arbeitnehmerflügel der CDU.
### Merz bekommt eigene Marschmusik – „generisch und seelenlos"
Die CDU habe für Friedrich Merz eine Einlaufhymne namens „Weiter nach vorne“ produzieren lassen. Die Kritik der Bild-Zeitung fällt vernichtend aus: „Das hört sich an, als hätte ein Praktikant am ersten Arbeitstag die KI gebeten, eine dynamische Einlaufmusik für Friedrich Merz zu komponieren." Beisenherz will das Stück künftig selbst als Bühnen-Einmarschmusik nutzen.
### Streit um ZDF-Korrespondent Theveßen – Trump-Berater Grenell fordert Visa-Entzug
Nach dem Attentat auf den US-Rechtsaktivisten Charlie Kirk verlangt der frühere US-Botschafter Richard Grenell, dem ZDF-Reporter Elmar Theveßen die US-Visa zu entziehen. Grund seien „Nazi“-Vergleiche und die Behauptung, Kirk habe „Steinigung von Homosexuellen“ gefordert – ein Zitat, das laut Beisenherz falsch überliefert sei. Die Debatte zeige, wie schnell nach Todesfällen „Doppelstandards“ und „Erosion der Zivilisiertheit“ entstünden.
### Russische Drohnen über NATO-Staaten – „Territorialer Probewurf“
Russische Drohnen wurden erneut über Polen und Rumänien gesichtet; polnische Kampfjets stiegen auf. Beisenherz sieht darin einen „territorialen Probewurf“ Putins, weil der Westen trotz vieler Sanktionspakete kaum konsequent reagiere. Europa beziehe weiter Öl aus Russland, weshalb Putin sich „ermächtigt“ fühle.
### „Gentleman-Vampir“ Markus Lanz – Bild-Kommentar feiert Talkmaster
Der Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner widmet Markus Lanz nach dessen Urlaub einen schwülstigen Hymnus: „Sie sind der Vampir der Nacht […] ein Gentleman-Vampir.“ Die Moderatoren mokieren sich über die überschwängliche Sprache, verstecken aber keine Bewunderung für Lanz’ Fitness und Durchhaltevermögen.
### Schwer betrunkener Autofahrer rammt ICE-Oberleitung – 900 Fahrgäste gestrandet
In Hannover-Kleefeld krachte ein Auto gegen einen Betonpoller, der auf die Gleise stürzte und die Oberleitung beschädigte. Der ICE musste mit 900 Passagier:innen stoppen, mehrere Personen erlitten Kreislaufprobleme. Der Fahrer war stark alkoholisiert; zwei Mitinsassen flohen vom Unfallort.
## Einordnung
Der Podcast lebt von der Chemie zwischen den beiden Moderator:innen und ihrer Fähigkeit, selbst profane Nachrichten amüsant zu verpacken. Dabei bleibt die inhaltliche Tiefe oft auf der Strecke: Politische Analysen beschränken sich auf pointierte Bemerkungen („die SPD verliert Wähler:innen an CDU und AfD“), ohne Expert:innen einzuschalten oder differenzierte Hintergründe zu liefern. Die Wortmeldungen zur AfD bleiben deskriptiv; rechte Positionen werden zwar thematisiert, aber nicht dekonstruiert oder eingeordnet. Stattdessen dominiert ein ironischer Ton, der zwischen Boulevard-Kommentar und persönlichem Tagebuch schwankt. Gerade bei sensiblen Themen wie dem Mord an Charlie Kirk oder russischen Luftangriffen wirkt die Mischung aus Zynismus und Anekdote fast schon trivialisierend. Wer fundierte politische Analysen oder differenzierte Debattenkultur erwartet, ist hier fehl am Platz – die Sendung versteht sich eindeutig als Unterhaltungsformat mit News-Charakter.