Der OMR-Podcast mit Philipp Westermeyer lädt den ehemaligen Fußball-Weltmeister André Schürrle zum Gespräch. Schürrle erzählt, warum er mit 29 Jahren aufhörte, wie er sich danach neu erfand – von Startup-Investments bis zum eigenen Elektrolyt-Getränk „Dryll“. Die Episode wirkt wie ein entspanntes Networking-Gespräch, nicht wie kritische Berichterstattung. Es fehlen konträre Stimmen oder hinterfragende Nachfragen; stattdessen wird Schürrles Selbstoptimierungs- und Unternehmernarrativ bedingungslos übernommen. Besonders auffällig: Der Druck, Ego und mögliche psychische Belastungen im Leistungssport werden zwar benannt, aber nicht analysiert. Gleichzeitig wird der Wechsel von Millionen-Gehältern zu Startup-Risiken als fast schon zwangsläufiger „Heldenweg“ gefeiert. Es bleibt eine homogene Perspektive: Erfolg durch Selbstüberwindung, Investitionen und Extremsport als Selbstzweck. ### Transfererlöse als Identitätsnadel Schürrle sei mit 175 Mio. € an vierter Stelle der deutschen Historie: „Ich wusste nicht, dass es Nummer vier ist, aber ja.“ ### Karriere-Ende als Selbstfindung Er habe nur mit sich selbst entschieden: „Das war die erste Entscheidung, die ich hundertprozentig nur für mich getroffen habe.“ ### Druck und psychische Belastung Er spüre, „dass der Druck mich schon zerrieben hat“, doch es bleibt bei persönlichem Bekenntnis statt Einordnung. ### Startup-Glück als Kompetenznachweis 50 k€ in Sorare steckten, drei Monate später 80 Mio. Bewertung: „Da hast du wirklich recht gehabt, sagt Mario [Götze].“ ### Neuanfang durch Leiden Nach einem Winter-Extrem-Wander-Retreat: „Diese halbe Stunde … hat so eine Energie in mir freigesetzt, die ich bis heute mit mir trage.“ ### Produkt-Launch ohne kritische Gegenfragen Das Elektrolytgetränk „Dryll“ wird als Lücke und Lebensnotwendigkeit verkauft. Westermeyer probiert, lobt den salzigen Geschmack – mehr nicht. ## Einordnung Das Gespräch gleicht eher einem Promi-Porträt als einer kritischen Analyse. Westermeyer übernimmt Schürrles Erzählung, stellt keine Gegenfragen zu gesellschaftlichen Kosten des Leistungssports, zur Glaubwürdigkeit von Krypto-Investments oder zur gesundheitlichen Risiken von Ultra-Marathons. Es fehlen Expert:innen, Psycholog:innen oder Kritiker:innen. Stattdessen wird die Selbstoptimierung als einzig legitime Lebensform präsentiert – ein Beispiel für Self-Help-Kapitalismus, bei dem Leistung, Investition und Marke sich zu einem geschlossenen Kreis verklammern. Die Episode dient letztlich der Imagepflege und Produktwerbung, nicht der differenzierten Auseinandersetzung.