Apokalypse & Filterkaffee: Södom und Gomorrha (mit Nikki Hassan-Nia zurück im Dienst)
Satirische News-Aufbereitung mit persönlichen Anekdoten und ironischen Überzeichnungen.
Apokalypse & Filterkaffee
59 min read2661 min audioMicky Beisenherz und Niki Hasania diskutieren in der täglichen News-Satire "Apokalypse und Filterkaffee" ausgewählte Schlagzeilen. Sie sprechen über ein Restaurant in Esslingen, das getrenntes Zahlen verbietet, Markus Söders Forderung nach Steuersenkungen, Friedrich Merz’ Krisengipfel mit Unions-Ministern, Donald Trumps Waffenlieferungen an die Ukraine und die Debatte um ein Pflichtjahr für Rentner. Dabei mischen sie persönliche Anekdoten, pointierte Kommentare und ironische Überzeichnungen. Besonders auffällig: die wiederkehrende Kritik an „politischer Korrektheit“ und „Woke-Kultur“, etwa wenn Duolingo J.K. Rowling beleidigt oder wenn „irgendein Regieassistent“ seine Meinung einfließen lässt. Die beiden inszenieren sich als unbelehrbare Realos, die „die Welt retten wollen, aber nicht wissen wie“ – und genau das ist ihr Markenkern.
### Ein Esslinger Italiener verbietet getrenntes Zahlen
Ein Restaurantbesitzer in Esslingen habe das getrennte Zahlen verboten, um Diskussionen am Tisch zu vermeiden. Die Gäste zeigten überraschend viel Verständnis. Niki Hasania erzählt, dass sie diese Praxis als Flugbegleiterin „immer super unangenehm“ finde, da ständig geklärt werden müsse, „wer was getrunken hat“. Micky Beisenherz ergänzt, dass diese Debatte „typisch deutsch“ sei und erinnert an eine Freundschaft, die fast wegen eines „gekochten Eis“ in einer Rechnungs-App zerbrach.
### Söder will Steuern senken – und attackiert die EU
Markus Söder habe im ARD-Sommerinterview klargestellt, dass er Steuern senken und das Bürgergeld streichen wolle. Finanzminister Klingbeil hingegen spreche über mögliche Erhöhungen. Söder nutze zudem die Gelegenheit, gegen die EU zu schießen: „Die Bürokratie der EU sei der Grund für Deutschlands Wirtschaftsmisere.“ Beisenherz spottet, dass Söder „wie Viktor Orbán“ argumentiere, während gleichzeitig alle fordern, sich von den USA unabhängig zu machen.
### Merz lädt Unions-Minister ins Kanzleramt
Bundeskanzler Friedrich Merz sei unzufrieden mit seiner Regierung und habe CDU- und CSU-Minister zu einem Krisengipfel eingeladen. Die Moderatoren fantasieren über eine „Godfather-Szene“, in der Merz seine Minister mit einem Baseballschläger „auf neuen Geist einschwört“. Die tatsächliche Tagesordnung umfasse innere und äußere Sicherheit, Wirtschaft und Soziales – doch das sei „eh alles Show“.
### Trump liefert Raketen – und schickt Militär in US-Städte
Donald Trump habe 3.550 Marschflugkörper für die Ukraine freigegeben, gleichzeitig aber die Nutzung auf russischem Gebiet weiter untersagt. Die Moderatoren halten Trump für einen „Opportunisten“, der nur Frieden wolle, um „lukrative Deals in Russland“ zu machen. Parallel dazu berichten sie, dass Trump die Nationalgarde in Chicago gegen Kriminalität und Obdachlosigkeit entsenden wolle – ein „slow-moving coup“, um 2028 die Macht zu behalten.
### Rentner sollen Pflichtjahr ableisten – Seniorenverbände empört
Ein DIW-Forscher habe ein „soziales Pflichtjahr“ für Rentner gefordert. Seniorenverbände reagierten empört und sprachen von einer „dümmlichen Forderung“. Beisenherz und Hasania halten das Vorhaben für „realitätsfern“ und fragen sich, ob man „Horst aus Bottrop“ wirklich nach 45 Jahren Dachdecker-Karriere noch ins Altenheim schicken wolle.
### Duolingo entschuldigt sich für „Harry Potter“-Übung
Die Sprachlern-App Duolingo habe eine Übung entfernt, in der J.K. Rowling als „gemein“ bezeichnet wurde. Die Moderatoren kritisieren, dass politische Statements in Lern-Apps nichts verloren hätten – und verweisen auf ähnliche Fälle wie „Fuck-AfD-Aufkleber“ im Tatort. Beisenherz fordert ironisch eine Entschuldigung an seine Mutter, die seit zwei Jahren Englisch lerne, „aber kein einziges Wort rausbringt“.
## Einordnung
Die Episode zeigt das typische Muster des Formats: Schnelle Pointen, bewusste Übertreibung und die Inszenierung als „unbelehrbare Realos“. Dabei bleibt die Kritik an politischen Akteuren oberflächlich – es geht weniger um Inhalte als um Stimmungsmache. Auffällig ist die wiederkehrende Abgrenzung gegen „politische Korrektheit“ und „Woke-Kultur“, etwa wenn Duolingo oder der Tatort als Beispiele für „Umerziehung“ herhalten müssen. Diese Narrative bedienen eine bestimmte Zielgruppe, ohne differenzierte Gegenpositionen einzubeziehen. Gleichzeitig werden rechte Positionen wie Söders EU-Bashing oder Trumps Militäreinsätze nicht hinterfragt, sondern mit Ironie verharmlost. Die Folge unterhält, vermittelt aber kaum journalistische Tiefe – und das ist offenbar beabsichtigt. Wer Satire ohne Anspruch sucht, ist hier richtig. Wer politische Analyse erwartet, sollte woanders hinschalten.