Paul Krugman: The U.S. Economy is in Worse Shape Than it Looks
Eine kritische Analyse zeigt, warum die US-Wirtschaft trotz guter Kennzahlen für viele "eingefroren" ist und die Ungleichheit wächst.
Paul Krugman
9 min readDer Newsletter "Notes on economics and more" analysiert den widersprüchlichen Zustand der US-Wirtschaft. Oberflächlich betrachtet scheint die Wirtschaft mit niedriger Arbeitslosigkeit stabil, doch die Stimmung in der Bevölkerung ist schlecht, vergleichbar mit der Finanzkrise 2008. Der Autor argumentiert, dies liege an handfesten ökonomischen Problemen. Die Kernthese lautet, dass die Wirtschaft gespalten ist: Während der KI-Sektor boomt, stagniert der Rest, was zu einer "eingefrorenen" und "K-förmigen" Entwicklung führt.
Die "eingefrorene" Wirtschaft zeigt sich darin, dass Unternehmen zwar kaum massenhaft entlassen, aber auch keine neuen Mitarbeiter:innen einstellen. Die Einstellungsrate ist historisch niedrig, was es für Arbeitssuchende extrem schwierig macht, eine Stelle zu finden. Belegt wird dies mit Daten zur Langzeitarbeitslosigkeit und der besonders hohen Arbeitslosenquote unter Schwarzen Amerikaner:innen. Der Autor fasst zusammen: "Das Ergebnis ist, dass ein Großteil der Wirtschaft eingefroren ist – Unternehmen stellen nicht ein und investieren nicht. Dieses Einfrieren wiederum erklärt sowohl die Angst der Arbeitnehmer:innen als auch die wachsende Ungleichheit."
Die K-förmige Entwicklung beschreibt, wie Wohlhabende vom KI-Boom und dem Aktienmarkt profitieren, während Haushalte mit mittlerem und niedrigem Einkommen unter Druck geraten, was sich in steigenden Kreditausfällen zeigt. Als Hauptursache identifiziert der Autor die erratische Politik der Trump-Regierung, die massive Unsicherheit erzeuge und Investitionen lähme. Die Analyse schließt mit der Sorge vor einer möglichen Rezession.
Länge des Newsletters: 8268
## Einordnung
Die Analyse vertritt eine progressive, auf Arbeitnehmer:innen fokussierte Perspektive, die Verteilungsgerechtigkeit über makroökonomische Kennzahlen stellt. Implizit wird angenommen, dass politische Stabilität eine Voraussetzung für breiten Wohlstand ist. Die kausale Verbindung zwischen der Politik der Trump-Regierung und der Investitionszurückhaltung wird stark behauptet, alternative ökonomische Erklärungen für die Stagnation fehlen jedoch.
Das Framing der "eingefrorenen" Wirtschaft ist ein wirkungsvolles Mittel, um die Diskrepanz zwischen offiziellen Statistiken und der Lebensrealität vieler Bürger:innen zu verdeutlichen. Die Argumentation ist datengestützt, in ihrer politischen Schuldzuweisung aber tendenziell monokausal.
Der Newsletter ist lesenswert für alle, die eine kritische Analyse der US-Wirtschaft jenseits der Schlagzeilen suchen. Er liefert eine fundierte Gegenerzählung zu oberflächlich positiven Wirtschaftsdaten und schärft den Blick für soziale Ungleichheit.