Doppelter Espresso: #98 Leben wir in einer KI-generierten Simulation
Platzer diskutiert, warum KI-Content, Filter-Bubbles und Bots unsere Realität verändern – und was das für Creator:innen bedeutet.
Doppelter Espresso
26 min read1611 min audioTorben Platzer diskutiert in lockerer YouTube-Manier, ob wir längst in einer „Simulation“ leben: KI-generierte Videos wie Sora-2-Clips überfluten die Feeds, Filter verfälschen seit Jahren Selbstbilder und mehr als die Hälfte des Web-Traffics stammt von Bots. Für ihn ist „digitale Realität“ längst zweite Schicht geworden; ob die physische Welt auch nur Code sei, lässt er offen. Neben philosophischen Exkursen zu Bostroms Simulationsargument und Platos Höhlengleichnis warnt er Creator:innen vor reiner AI-Content-Strategie, weil Faszination schnell verfliegt und Marken dann austauschbar würden. Ein kostenloser Social-Media-Rechts-Workshop und Werbung für seinen Broker Bitpanda runden die Folge ab.
### 1. KI-Content als neue Realitätsebene
Platzer konstatiert, dass perfekt echte KI-Videos wie „Dämon läuft über Münchner Maximilianstraße“ inzwischen ohne Spezial-Prompts möglich seien und damit „eine zweite Schicht der Realität“ auf allen Bildschirmen entstünde. („Sobald wir … vor einem Bildschirm sind … ist so eine medial simulierte Welt.“)
### 2. Bots dominieren das Internet
Laut „Bad Bot Report 2025“ seien 51 % des Web-Traffics automatisiert, 37 % stammten von schädlichen Bots. Platzer betont, dass damit „Bots größer als Menschen“ im Netz seien und viele Nutzer:innen das Ausmaß kaum realisierten.
### 3. Filter und Social-Media-Ästhetik prägen Selbstbilder
Schon vor KI hätten Beauty-Filter auf Instagram normale Hautunreinheiten verschwinden lassen; wer sich lange damit umgibt, nehme die retuschierte Version als Realität und fühle sich im Spiegel „abnormal“, was zu psychischen Belastungen führe.
### 4. Algorithmen belohnen „AI Slop“
Da Plattformen nach Watch-Time optimieren, würden faszinierend-unwirkliche Clips (z. B. Michael Jackson vs. Stephen Hawking im Wrestling-Ring) millionenfach gepusht. Platzer sieht darin kein dunkles Komplott, sondern simple Marktlogik: „Der Algorithmus belohnt … weil die Leute es halt angucken.“
### 5. Gefahr der Rückkopplung und Echo-Kammern
KI generiere Inhalte, andere KI übernehme sie als Trainingsdaten; so verfestige sich Fehlinformation. Falsare Nachrichten würden laut MIT-Studie in 35 % der Fälle wiederholt – ein Anstieg von 18 % im Vorjahr – und schafften so „Feed-Matrizen“.
### 6. Langfristige Marke vs. austauschbarer Trend
Reine AI-Content-Kanäle seien schnell ersetzbar, sobald die Faszination schwinde. Persönliche, authentische Formate wie sein eigenes Podcast-Gespräch böten zwar weniger Reichweite, seien aber glaubwürdiger und nachhaltiger für Markenaufbau.
## Einordnung
Die Folge operiert weitgehend auf Unterhaltungsniveau: Platzer philosophiert launig, vermengt Popkultur, Studienzitate und Alltagsbeobachtungen, ohne Experten gegenüberzustellen oder die ökonomischen Interessen seiner Sponsoren zu hinterfragen. Inhaltlich bleibt die Kritik an Filterblasen und AI Slop oberflächlich; wer tiefergehende Medienanalyse sucht, wird hier nicht bedient. Positiv: Er nennt Zahlen zu Bot-Traffic und zeigt ein differenziertes Verständnis von nützlichen vs. schädlichen Bots. Kritisch: Werbung für den eigenen Finanz-Broker direkt im Anschluss an Überlegungen zu Krypto-Trading-Bots wirkt undisclosed und nährt den Eindruck, dass primär monetäre Ziele hinter der „neutralen“ Betrachtung stehen. Rechte oder gesundheitsgefährdende Inhalte sind nicht erkennbar; die Episode bleibt in der gemäßigten Social-Media-Kritik. Für Hörer:innen, die sich für KI-Entwicklungen und Content-Strategien aus Creator-Perspektive informieren wollen, lohnt ein Blick – mit klarer Vorwarnung zur eingeschränkten journalistischen Tiefe.