Jonathan Freedland und Carter Sherman von Guardian US diskutieren in der Folge "The US health secretary, Robert F Kennedy Jr, has long been consumed by the neurological condition autism – what causes it, and whether there's a treatment" die politische Instrumentalisierung von Autismus durch US-Politiker. Die zentrale Figur ist Robert F. Kennedy Jr., der seit 2005 widerlegte Behauptungen über einen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus verbreitet. Donald Trump hat kürzlich ähnliche Behauptungen über Paracetamol aufgegriffen, um Wählerstimmen zu gewinnen. ### 1. Kennedy's Karriere basiert auf widerlegten Behauptungen Seit 2005 verbreitet Kennedy die These, Impfstoffe verursachen Autismus. Wie Sherman erklärt: "Er hat diese Behauptungen in Büchern und Interviews wiederholt und wirklich eine ganze Karriere daraus gemacht." Seine ursprünglichen Artikel für Salon und Rolling Stone mussten wegen falscher Behauptungen zurückgezogen werden. ### 2. Trump übernimmt Strategie zur Wähler:innen-Gewinnung Trump nutzt kürzlich eine Wahlkampfveranstaltung in Michigan, um zu behaupten, Paracetamol führe zu Autismus. Sherman deutet an, dass Trump versucht, "einige der Wähler:innen von RFK Jr. zu gewinnen", da dieser bei unabhängigen Wähler:innen gut abschneide. ### 3. Wissenschaftliche Einigkeit wird ignoriert Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig: "Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus oder zwischen Paracetamol und Autismus." Alle großen medizinischen Organisationen bestätigen dies laut Sherman. ### 4. Komplexität eröffnet Raum für einfache Antworten Da Autismus durch genetische und Umweltfaktoren entstehe und keine einfache Ursache existiere, nutzen Politiker diese Wissenslücke. Sherman erklärt: "Autismus ist eine wirklich komplexe Erkrankung, und es kann für Eltern wirklich schwierig sein, sich zurechtzufinden." ### 5. Medizinische Versorgung gerät unter Druck Ärzt:innen befürchten laut Sherman, dass Eltern aufgrund solcher Behauptungen auf lebenswichtige Medikamente verzichten könnten: "Sie befürchten, dass Menschen aufhören werden, ihren Kindern Paracetamol zu geben, was dazu führen könnte, dass sie kranker werden und schlechtere Gesundheitsergebnisse haben." ## Einordnung Der Podcast zeigt eine beunruhigende Entwicklung: Wissenschaftliche Fakten werden im US-Wahlkampf systematisch ignoriert, um politische Profit zu schlagen. Die journalistische Qualität des Guardian-Formats überzeugt durch klare Faktenchecks und Expert:innen-Interviews. Besonders bemerkenswert ist, wie offen die politische Strategie hinter diesen Desinformationskampagnen thematisiert wird – Trump versucht gezielt, Wähler:innen durch die Übernahme von Verschwörungserzählungen zu gewinnen. Die Diskussion verdeutlicht auch das Dilemma der Wissenschaftskommunikation: Die Komplexität neurologischer Forschung bietet Raum für pseudowissenschaftliche Vereinfachungen. Der Podcast leistet wichtige Aufklärungsarbeit, indem er die wissenschaftliche Konsenslage deutlich macht und die realen Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung aufzeigt. Die fehlende Selbstreflexion über die Medienrolle bei der Verbreitung solcher Thesen bleibt ein kleiner Schwachpunkt.