RONZHEIMER.: Hat Putin plötzlich ein Trump-Problem? Mit Karl-Theodor zu Guttenberg
Paul Ronzheimer und Karl-Theodor zu Guttenberg über Trumps abgesagtes Putin-Treffen, Marco Rubios Einfluss, die Unberechenbarkeit des US-Präsidenten und die Folgen für die europäische Sicherheitspolitik.
RONZHEIMER.
58 min read3083 min audioPaul Ronzheimer spricht mit Karl-Theodor zu Guttenberg über die abgesagte Trump-Putin-Begegnung in Budapest. Sie diskutieren, warum Trump das Treffen kurzfristig abgesagt haben könnte – unter anderem wegen des wachsenden Einflusses von Marco Rubio, der als "Falke" in der Administration gilt und offenbar Druck ausgeübt hat. Gleichzeitig werfen sie einen Blick auf die inneramerikanische Machtverlagerung, die Rolle von Fox News und die Gefahr, dass Trump impulsiv auf Medienberichte reagiert. Guttenberg betont, dass Putin Trump zwar beeinflusst, aber nicht vollständig kontrolliert. Auch die europäische Sicherheitspolitik steht im Fokus: Europa müsse nun eigene Verteidigungsstrukturen aufbauen, da die USA sich zurückziehen könnten. Zum Schluss wird die deutsche Innenpolitik thematisiert – etwa die öffentliche Kritik von Vizekanzler Klingbeil an Kanzler Merz’ „Stadtbild“-Äußerung – sowie der Umgang mit der AfD. Guttenberg fordert eine klare inhaltliche Auseinandersetzung mit der Partei, distanziert sich aber entschieden von Forderungen nach einer „Normalisierung“ des Umgangs mit ihr.
### 1. Trump sagte das Gipfeltreffen mit Putin in Budapest ab – möglicherweise wegen internen Machtverschiebungen in der US-Administration
Guttenberg vermutet, dass der Rückzug Trumps mit dem Einfluss von Marco Rubio zusammenhängt, der als einer der letzten „Falken“ in der Administration gilt. Rubio habe offenbar vermittelt, dass Putin keine Kompromisse eingegangen sei und Trump weiterhin „am Nasenring“ durch die Arena geführt werde. „Es scheint derzeit Marco Rubio tatsächlich eine gewisse Stimme zu haben, die er wahrnimmt, der Präsident.“
### 2. Trump reagiere stark auf Medienberichte – insbesondere von Fox News
Guttenberg bestätigt, dass Trump nicht nur politische Berater, sondern auch TV-Moderatoren wie Sean Hannity oder früher Tucker Carlson beeinflussen. „Was diese ein Einflusspotenzial haben, ist schon bemerkenswert.“ Auch das abgesagte Putin-Treffen könnte mit einem derartigen Impuls zusammenhängen.
### 3. Putin könne Trump beeinflussen, aber nicht vollständig kontrollieren
Obwohl Trump sich wiederholt von Putin „um den Finger wickeln“ lasse, gebe es Grenzen. Guttenberg hält es für falsch anzunehmen, Trump sei ein „Marionette“ des Kremls. „Es ist sicher ein Druckschluss zu glauben, dass Putin einen Trump mit seinem ganzen Ego einfach komplett durch die Arena ziehen könnte.“
### 4. Europa müsse sich nun sicherheitspolitisch eigenständig aufstellen
Angesichts der Unberechenbarkeit der USA plädiert Guttenberg für eine europäische Sicherheitsarchitektur – auch mit Blick auf mögliche russische Provokationen an der NATO-Grenze. Die Zeitfenster dafür seien eng: „Ein Aufwuchs ist notwendig, der weit über das hinausgeht, was derzeit darstellbar ist.“
### 5. Der öffentliche Diskurs in Deutschland leide unter Echokammern und Symbolpolitik
Guttenberg kritisiert, dass Politiker:innen wie Merz und Klingbeil zunehmend inhaltlich leere Debatten führten, die auf Wählergruppen zielten statt auf Lösungen. „Unser öffentlicher Diskurs ist einer, der im Wesentlichen im Bedienen von Echokammern besteht.“
### 6. AfD müsse inhaltlich konfrontiert – nicht boykottiert oder normalisiert werden
Guttenberg fordert eine klare Auseinandersetzung mit der AfD, distanziert sich jedoch von Medienberichten, er habe eine „Normalisierung“ des Umgangs gefordert. „Entzauberung gelingt nicht durch Boykott… Aber solange eine AfD solchen Leuten noch eine Heimat gibt, muss diese Brandmauer Bestand haben.“
## Einordnung
Der Podcast bietet tiefere Einblicke in die aktuelle amerikanische Außenpolitik und deren Auswirkungen auf Europa. Besonders interessant ist die Einschätzung, dass Trumps Unberechenbarkeit auch für Putin eine Herausforderung darstelle – was die einseitige Wahrnehmung von Trump als „Putin-Versteher“ relativiert. Guttenberg liefert dabei viele Interpretationen ohne klare Belege – etwa, dass Rubio maßgeblich an der Absage des Budapester Treffens beteiligt war. Auch die These, Trump reagiere impulsiv auf Fox-News-Beiträge, bleibt anekdotisch. Die deutschen Themen – Merz’ „Stadtbild“-Äußerung und der Umgang mit der AfD – werden kontrovers, aber nicht ideologisch diskutiert. Guttenberg positioniert sich klar gegen eine Normalisierung der AfD, was ihn von anderen konserviven Stimmen unterscheidet. Insgesamt ein informatives, aber nicht besonders kritisches Gespräch – ohne rechte oder verschwörerische Positionen. Wer Hintergründe zur US-Politik und ihrer Wahrnehmung in Europa sucht, bekommt hier viele Einschätzungen, aber keine belastbaren Fakten.