Aftenpodden: Erna-film, roast og kronprinsesse-intervjuer

Entspannte Wahlkampf-Analyse aus Oslo – mit Blick auf Høyres Umfragetief, Satire-Filme und peinliche Interviews.

Aftenpodden
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Die Aftenposten-Politikredaktion diskutiert nach der Arendalsuka den heißen Wahlkampf-Endspurt. Lars Glomnes, Sarah Sørheim und Kjetil Alstadheim analysieren, warum die Høyre trotz Promi-Aktionen von Erna Solberg bei 13,2 % stagniert und ob die Satirefilm „Ingen kommentar“ die Kampagne zusätzlich belastet. Sie wundern sich, warum die Gaza-Debatte nicht zu Wähler:innen-Bewegungen auf der Linken führt, und kritisieren zwei Interviews mit „Kronprinzessinnen“: Tonje Brenna (Ap) räumt ein, sich nach einem möglichen Sturz von Jonas Gahr Støre zur Verfügung gestellt zu haben, während Emilie Enger Mehl (Sp) ihre Zurückhaltung mit Enttäuschung über die Koalition erklärt. Die Runde hält die Machtverhältnisse für offen, warnt aber vor Überinterpretation von Einzelumfragen. ### Høyre könne trotz „all PR is good PR“ nicht aus dem Umfragetief Die Moderator:innen vermuten, dass Erna Solbergs Strategie, mit DJ-Gigs und Schiffsprüngen Aufmerksamkeit zu generieren, nicht wirke: „13,2 %“ in der jüngsten Umfrage spiegelten eine „lang uppoverbakke“ wider. ### Satirefilm „Ingen kommentar“ biete keine klare Wähler:innen-Wirkung Die Filmkritik fällt gemischt aus: „Morsom film for politiker, politiske nerds“, aber „det er et blaff“; man erwarte keine nennenswerten Stimmenverschiebungen. ### Gaza-Debatte habe keine Linkswende ausgelöst Trotz emotionaler Berichterstattung über Leid in Gaza hätten Umfragen keine „oljefond eller Gaza-effekt“ gezeigt; die Regierung habe die Debatte durch schnelles Handeln „kontant håndtert“. ### Tonje Brenna gestehe möglichen Führungsanspruch Brenna räumte in einem TV2-Interview ein, sich „klar til å overta“ geäußert zu haben, was die Moderator:innen als unnötige Offenheit werten: „det var ingen ting å tjene på å begynne å snakke om dette“. ### Emilie Enger Mehl nutze Eskapismus-Argument Die frühere Justizministerin rechtfertige ihre Zurückhaltung mit „skuffet over skolen nedleggelser“ und warne vor einem „EU-medlemskap“ – was die Runde als „skremselspropaganda“ kritisiert. ## Einordnung Die Sendung wirkt wie ein professionelles, aber entspanntes Nachbesprechungsformat. Die drei Aftenposten-Journalist:innen analysieren nüchtern, ohne parteipolitische Mission. Besonders auffällig ist, wie sehr sie sich für die Inszenierung statt für Inhalte interessieren: Ob Erna Solberg bei einem Roast lacht oder welche Kleider Sarah Sørheim in Arendal stört, wird ausführlich zerredet. Dabei bleiben strukturelle Fragen – warum Høyre bei jungen Wähler:innen abstößt, welche Rolle Medien bei der Gaza-Berichterstattung spielten – unbeleuchtet. Die Perspektive ist klar: Insider:innen unter sich. Wer nicht zur Osloer Medienszene gehört, kommt kaum zu Wort. Das Format liefert deshalb spannende Einblicke in die journalistische Kaffeehaus-Kultur, verweigert aber tiefere gesellschaftliche Analysen. Wer Norwegens Politik verstehen will, erhält hier unterhaltsame, aber oberflächliche Eindrücke.