Im FALTER-Radio spricht Reimund Löw mit der deutschen FDP-Europaabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im EU-Parlament, über aktuelle Sicherheitsfragen Europas. Sie diskutieren den gescheiterten Trump-Vermittlungsversuch für die Ukraine, die Zukunft europäischer Sicherheitsgarantien, die deutsche Haltung innerhalb der Koalition, die humanitäre Katastrophe in Gaza und die Rolle neutraler Staaten wie Österreich. ### 1. Trumps Vermittlungsversuch sei gescheitert und habe Putin gestärkt Strack-Zimmermann erklärt: "Ich habe nie ernsthaft daran geglaubt, dass Donald Trump getrieben ist zu vermitteln." Trump habe Putin "einen Kriegsverbrecher hofiert" und damit Druck von Russland genommen, während die Verantwortung auf die Ukraine abgeschoben werde. ### 2. Deutschland zögerlich bei Sicherheitsgarantien für die Ukraine Die Bundesregierung bewege sich "zwei Schritte vor, einen Schritt zurück". Während Kanzler Merz eine führende Rolle anstrebe, blockiere die SPD mit Argumenten wie "mit uns wird es solche Garantien nicht geben". Strack-Zimmermann fordert: "Deutschland kann sich nicht wegdrücken" bei möglichen Truppenentsendungen. ### 3. Europäische Sicherheitsarchitektur brauche neue Wege Die Expertin plädiert für eine europäische Armee unabhängig von der NATO: "Wir erkennen an, dass die Amerikaner nicht mehr unsere Schutzmacht sein wollen und dass wir uns jetzt auf einen gemeinsamen Weg machen." Dies sei "der Moment" für europäische militärische Autarkie. ### 4. Sanktionen gegen israelische Hardliner notwendig Bezüglich Gaza fordert Strack-Zimmermann gezielte Sanktionen gegen rechte israelische Minister: "Ich glaube, es wäre schon mal hilfreich, wenn man die Minister in Israel sanktioniert, die auf dem wirklich auf dem rechten radikalen Block sind." Netanyahu nutze den Krieg zur Ablenkung von Korruptionsvorwürfen. ### 5. Österreichs Neutralität wird infrage gestellt Die Neutralität Österreichs werde zunehmend zur "Donut-Position" in der europäischen Sicherheitsarchitektur. Strack-Zimmermann sieht die Diskussion über eine militärische Zusammenarbeit auch für neutrale Staaten als unumgänglich. ## Einordnung Das Gespräch zeigt eine erfahrene Politikerin, die zwischen Sicherheitsrealismus und moralischer Verpflichtung navigiert. Strack-Zimmermann nutzt klare Worte - Putin ist für sie ein "Mörder", Netanyahus Regierung "halbfaschistisch". Die Argumentation bleibt stringent, auch wenn sie gelegentlich in Wiederholungen verfällt. Interessant ist die Offenheit, mit der sie interne deutsche Koalitionskonflikte benennt und die Blockadehaltung der SPD kritisiert. Die Perspektive ist klar westlich-liberal, wobei sie sich bemüht, die Komplexität beider Konflikte (Ukraine und Gaza) zu vermitteln. Die FALTER-Redaktion führt hier ein anspruchsvolles politisches Interview, das über Schlagzeilen hinausgeht und konkrete politische Forderungen stellt. Die journalistische Leistung liegt in der kritischen Nachfrage, besonders bei der deutschen Zögerlichkeit und der österreichischen Neutralität. Hörempfehlung: Ein klares Muss für alle, die verstehen wollen, wie europäische Sicherheitspolitik 2025 zwischen Trump, Putin und inneren Widerständen funktioniert - oder eben nicht funktioniert.