phoenix runde - Podcast: Zwischen Putin und Trump - Wie muss sich Europa rüsten?
Die Phoenix-Runde diskutiert Europas Sicherheit angesichts des Ukraine-Kriegs und unberechenbarer US-Politik – zwischen Sanktionsblockaden, Taurus-Debatte und nationalen Rüstungsinteressen.
phoenix runde - Podcast
45 min read2629 min audioDie Phoenix-Runde vom 27. März 2025 diskutiert unter dem Titel „Zwischen Putin und Trump – wie muss sich Europa rüsten?“ mit vier Gästen: Nataliya Pryhornytska (Politikwissenschaftlerin, Mitgründerin der Allianz Ukrainischer Organisationen in Deutschland), Jan Opielka (polnischer Journalist), Sarah Bressan (Sicherheitsexpertin, Global Public Policy Institute) und Daniel Brössler (SZ-Parlamentskorrespondent). Im Fokus stehen die EU-Sanktionspolitik gegen Russland, der Umgang mit 140 Mrd. Euro eingefrorener russischer Vermögenswerte, europäische Aufrüstung und die Frage, wie die Ukraine militärisch zu unterstützen sei.
### 1. Die EU zögert, eingefrorene russische Vermögenswerte als Kredit für die Ukraine einzusetzen
Brüssel streitet über die Rechtsgrundlage und mögliche Gegenmaßnahmen Moskaus; Belgien und Ungarn blockieren. Ein Kompromiss könnte die Umwandlung in einen „Reparationskredit“ bis Ende 2025 sein.
### 2. Trump treibt Europas Einigkeit voran – aber nicht aus Überzeugung, sondern aus Druck
Die Gäste einig: Die US-Administration wirkt widersprüchlich; neue Sanktionen gegen Lukoil/Rosneft gelten als Reaktion auf Putins „Vorführung“ Trumps. Europäer:innen erkennen, sich allein aufzustellen, ohne Washingtons Garantien.
### 3. Ukrainische Langstreckenwaffen (Taurus/Tomahawk) bleiben umstritten
Die Mehrheit sieht die Ukraine unterversorgt; Bundesregierung (auch unter Merz) halte an Taurus-Veto fest. Opielka betont, ohne russische Gebietsabtretungen werde es keinen Waffenstillstand geben – ein Positionsunterschied, der die Diskussion spaltet.
### 4. Europäische Rüstung leidet unter nationalen Eigeninteressen
Gemeinsame Projekte wie Kampfflugzeug FCAS oder einheitliche Panzer scheitern an Industrie- und Machtpolitik; Polen kauft vorrangig in den USA, Frankreich verknüpft Hilfen mit Rüstungsaufträgen. Die Folge: Fragmentierung trotz Dringlichkeit.
### 5. Friedensszenarien bleiben vage; Völkerrecht versus „Realpolitik“
Während Pryhornytska und Bressan jedwede Gebietsabtretung als völkerrechtswidrig und gefährlich ablehnen, fordert Opielka, die „realen“ Sicherheitsinteressen Russlands (keine NATO in der Ukraine) anzuerkennen. Die Diskussion bleibt kontrovers, ein Konsens für Verhandlungsinhalte fehlt.
## Einordnung
Das Format wirkt wie ein klassisches Polit-Talk-Mikrofon, das vor allem Expert:innenmeinungen abbildet, ohne sie journalistisch zu durchleuchten. Moderator Alexander Kähler lenkt zwar souverän durch die Themen, lässt jedoch unbelegte Behauptungen (etwa über angebliche Annäherungen bei Verhandlungen 2022) oder relativierende NATO-Kriegsursachen-Thesen stehen, ohne nachzuhaken. Diskursive Strategien wie Whataboutism (Irak, Israel) bleiben unwidersprochen; stattdessen dominiert der Appell an „Realitäten“ statt Rechtsprinzipien. Besonders bemerkenswert: Die wiederkehrende Selbstverständlichkeit, mit der Aufrüstung als einzige Antwort auf geopolitische Unsicherheit präsentiert wird – alternative Sicherheitsarchitekturen wie Rüstungskontroll- oder Abrüstungsinitiativen tauchen nur am Rande auf. Fehlende Perspektiven sind unter anderem zivile Friedensforschung, Ostmitteleuropäer:innen jenseits von Polen und ukrainische Zivilgesellschaft ohne militärischen Fokus. Insgesamt liefert die Sendung einen Überblick über europäische Debatten, bestätigt aber eher denn sie zu hinterfragen vorherrschende Macht- und Industrielogik.