linksdings: Auf einer Eisscholle
Eine systemkritische Analyse der Gegenwartskrisen, die mit den Theorien von Claus Offe erklärt, warum der Ruf nach Reformen oft in die Irre führt und die ökologische Frage alles verändert.
linksdings
17 min readAusgehend von einem Zitat Friedrich Merz', der die „Unausweichlichkeit von Veränderungen“ beschwört, analysiert der Newsletter, wie dieser Ruf nach Wandel im politischen Diskurs primär für neoliberale Reformen instrumentalisiert wird. Der Autor kritisiert, dass damit vor allem ein Abbau des Sozialstaats und eine restriktivere Migrationspolitik gemeint seien – Maßnahmen, die in sich widersprüchlich seien, da sie die Nachfrage schwächten und dem Arbeitskräftemangel nicht begegneten. Diese Politik befördere jenen Niedergangsdiskurs, der rechtsextremen Parteien Zulauf verschaffe.
Als zentralen intellektuellen Ankerpunkt für seine Analyse nutzt der Autor das Werk des kürzlich verstorbenen Soziologen Claus Offe. Mit Offes Theorien leuchtet der Text den Kernkonflikt der Gegenwart aus: die unauflösbare Spannung zwischen der Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum zur Sicherung sozialer Stabilität im Kapitalismus und den unüberschreitbaren planetaren Grenzen. Der Newsletter argumentiert, dass die jahrzehntelange Hoffnung auf eine „ökologische Modernisierung“, also eine Entkopplung von Wachstum und Umweltzerstörung, gescheitert sei.
Dieses Dilemma fasst der Autor mit einem Zitat von Offe zusammen: „Wachstum ›wie gehabt‹ ist schlicht unerträglich.“ Gleichzeitig sei es unter den gegebenen Bedingungen „nötig“. Diese ungelöste Krise, so die These, werde von der Politik in polarisierende „Kulturkampfthemen“ überführt, was wiederum der radikalen Rechten in die Hände spiele. Die geforderte Veränderung müsse daher radikaler sein und die Grundlagen des Systems infrage stellen.
Länge des Newsletters: 16804
## Einordnung
Der Newsletter argumentiert aus einer klar links-systemkritischen Perspektive, die das Werk des Soziologen Claus Offe als zentralen Referenzpunkt nutzt. Die Analyse fußt auf der Annahme, dass die Wachstumslogik des Kapitalismus die Hauptursache für die ökologische und soziale Krise ist und Lösungsversuche innerhalb dieses Systems scheitern müssen. Damit wird eine Agenda gefördert, die auf fundamentalen Wandel statt auf bloße Reformen zielt. Das vorherrschende Narrativ ist das eines strukturellen Versagens der Politik angesichts unlösbarer Widersprüche.
Der Text ist eine Empfehlung für Leser:innen, die eine theoretisch fundierte, tiefgreifende Analyse der Gegenwartskrisen schätzen. Wer hingegen pragmatische Lösungsansätze oder eine multiperspektivische Darstellung erwartet, wird hier nicht fündig.