DW AfricaLink: How did four Africans become as rich as half the continent combined?
DW AfricaLink beleuchtet die extreme Vermögensungleichheit in Afrika und zeigt auf, wie unfaire Steuersysteme die Ärmsten belasten und Demokratie untergraben.
DW AfricaLink
21 min read1512 min audioDie DW-Podcastfolge "25 Jahre Afrikas Milliardäre: Wie extreme Ungleichheit die Demokratie gefährdet" beleuchtet die wachsende Kluft zwischen Superreichen und der Mehrheit der Bevölkerung. Moderator Eddy Micah Jr. diskutiert mit Oxfam-Experte Kwesi Obeng und DW-Korrespondent Olisa Chukwuma in Lagos über die Ursachen und Folgen der Konzentration von Reichtum.
### 1 Afrikas vier reichste Menschen besäßen mehr Vermögen als 750 Millionen Menschen zusammen
Kwesi Obeng zitiert die Oxfam-Studie: "Die reichsten 1 % besitzen über 42 % des gesamten afrikanischen Vermögens." Dabei sei es nicht um "Poverty Porn" gegangen, sondern darum aufzuzeigen, dass afrikanische Regierungen sich weigerten, Ungleichheit anzugehen.
### 2 Die ärmsten würden die höchsten Steuersätze zahlen
Ein Beispiel aus Uganda zeige die Regressive Steuerpolitik: "Abbe Christine verkauft Mehl und zahlt 44 % ihres Gewinns als Steuern, während einige der reichsten Unternehmen weniger als 10 % zahlen." Die Mehrheit der Arbeitnehmer:innen befinde sich im informellen Sektor und trage die Hauptlast der Besteuerung.
### 3 Extreme Ungleichheit gefährde Demokratie und sozialen Frieden
Obeng warnt: "Wenn extreme Reichtumskonzentration in wenigen Händen entsteht, führt das zu einer Erfassung des politischen Entscheidungsraums." Laut Umfragen hielten 80 % der Bürger:innen ihre Regierungen für unzureichend im Kampf gegen Ungleichheit.
### 4 Die Politik habe bewusst die Reichen entlastet
Seit 2012 seien Vermögenssteuern um fast ein Viertel gesunken, während Mehrwertsteuer und indirekte Steuern zugenommen hätten. 79 % der Länder hätten nach COVID-19 bei progressiver Besteuerung zurückgerudert, 89 % bei Arbeitnehmerrechten und Mindestlöhnen.
### 5 Nigeria als Paradebeispiel sichtbarer Ungleichheit
Olisa Chukwuma beschreibt die Situation in Lagos: "Auf derselben Straße kannst du Menschen sehen, die sich keine Grundversorgung leisten können, während Konvois mit schwer bewachten SUVs die kleinen Leute von der Straße drängen." Die neue Steuerreform der Tinubu-Regierung werde von Experten begrüßt, sei aber erst der Anfang.
### 6 Positive Beispiele und Lösungsansätze
Marokko und Südafrika würden durch verstärkte Besteuerung von Immobilien und Vermögen mehr Umverteilung erreichen. Eine zusätzliche Besteuerung der reichsten 1 % könnte jährlich 66 Milliarden US-Dollar generieren - genug für kostenlose Bildung, Stromversorgung und Sozialleistungen.
## Einordnung
Die Sendung präsentiert sich als professionelles journalistisches Format mit klarer Struktur und faktenbasierter Argumentation. Die Expert:innen erhalten ausreichend Raum für differenzierte Analysen, während die Moderation geschickt zwischen Fakten und persönlichen Erfahrungen vermittelt. Besonders bemerkenswert ist die konsequente Fokussierung auf strukturelle Ursachen statt individueller Schuldzuweisungen - die Milliardäre werden nicht verteufelt, sondern als Teil eines Systems analysiert, das politische Entscheidungsträger:innen gestalten könnten. Die Perspektivenvielfalt ist gegeben durch internationale Organisation, lokale Korrespondentin und betroffene Bevölkerungsgruppen. Die Sendung vermeidet populistische Polemik und liefert stattdessen evidenzbasierte Argumente für progressive Steuerreformen. Als gesellschaftlich relevante Debatte bietet sie wertvolle Einblicke in eine der drängendsten Fragen des Kontinents.