RONZHEIMER.: Frankreich-Chaos: Stürzt jetzt Macron? Mit Michaela Wiegel
RonZHEIMER.-Folge über Frankreichs politisches Chaos, Macrons Isolation und die möglichen Folgen für Europa.
RONZHEIMER.
40 min read2473 min audioPaul Ronzheimer spricht mit der FAZ-Korrespondentin Michaela Wiegel über die aktuelle schwere Regierungskrise in Frankreich. Nach nur wenigen Tagen im Amt ist Premierminister Sébastien Le Cornu zurückgetreten, weil es ihm nicht gelungen sei, eine tragfähige Koalition zu bilden. Präsident Emmanuel Macron steht vor einem Scherbenhaufen: Seine Mitte-Rechts-Bündnisse zerbröckeln, selbst enge Weggefährte raten ihm laut Wiegel mittlerweile zum Rücktritt, und die Optionen sind begrenzt – von einer neuen Regierung über vorgezogene Neuwahlen bis hin zu seinem eigenen Rücktritt. Die Gesprächspartnerin schildert, wie Macron 2017 auf den „Ruinen der alten Parteien“ an die Macht kam, aber statt neuer Strukturen nur „Notunterkünfte“ baute. Sie wirft ihm vor, die französische Politik zu personalisieren und zu zentralisieren, was nun in der Parlamentskrise fehle: Kompromissfähigkeit und verlässliche Bündnisse. Internationale Beobachter:innen fürchten, dass eine vorgezogene Wahl 2026 die Rechtspopulist:innen um Marine Le Pen oder Jordan Bardella an die Macht bringen könnte – ein Szenario, das Macron laut Wiegel als personelles Versagen wahrnehmen würde. Das Interview zeigt zudem, wie sehr sich Macron selbst ins Abseits manövriert hat: Seine Wirtschaftspolitik gilt als erfolgreich, doch beim Abbau der Schulden und bei der Steuerung von Migration hapert es. Die Konsensuche gleicht einem „deutschen“ Koalitionsmodell, das in Frankreichs zentralistischer Tradition wenig Vorbild hat. Der Dialog bleibt journalistisch professionell: Ronzheimer stellt klare, häufig auch kritische Fragen, ohne Polemik. Wiegel berichtet nüchtern aus ihrer persönlichen Beobachtung, unterlegt mit Insider-Details wie ihrer jüngsten Élysée-Begegnung, in der Macron trotz Haushaltsmisere gelassen wirkte. Besonders aufschlussreich: Die Schilderung, wie Frankreichs Politiker:innen bereits den Post-Macron-Wahlkampf im Blick haben und deshalb keine Koalitionszugeständnisse machen wollen – ein zentraler Faktor für das fortgesetzte Patt.