Schwarze Akte - True Crime: #277 Das Geheimnis im Moor - Die Taten von Ian B. und Myra H.
Die schwarze Akte beleuchtet die berüchtigten Moormorde und fragt, warum zwei Koffer mit möglichen Hinweisen auf ein verschwundenes Kind weiterhin unter Verschluss bleiben.
Schwarze Akte - True Crime
3297 min audioIn dieser True-Crime-Folge rekonstruieren Anne Luckmann und Patrick Strobusch minutiös die sogenannten "Moormorde" von Ian Brady und Myra Hindley, die zwischen 1963 und 1965 mindestens fünf Kinder und Jugendliche töteten. Die Erzählung beginnt mit dem entscheidenden Anruf von David Smith, der die Polizei auf die Spur des Paares führt, und endet mit der ungeklärten Frage, ob in zwei versiegelten Aktenkoffern Hinweise auf weitere Opfer liegen. Die Sprecher:innen legen großen Wert auf detailreiche, teils drastische Schilderungen (versiegeltes Schlafzimmer, Folter-Tonband, Moor-Suchaktionen), skizzieren die Biografie der Täter:innen und diskutieren die psychologischen Folgen für die Ermittler:innen sowie die jahrzehntelange Ungewissheit der Familien. Besonders kontrovers: Brady verweigert bis zuletzt die Herausgabe von zwei Koffern, die möglicherweise Angaben zum Verbleib des nie gefundenen zwölfjährigen Keith Bennett enthalten. Die Hosts betonen zwar, besonders grausame Details auszulassen, doch die Art der Inszenierung – dramaturgische Spannungspausen, soundbites, die Fokussierung auf Machtspiele des Täters – verleiht dem Gespräch einen voyeuristischen Unterton.
### 1. Die Entdeckung: Ein anonymes Opfer in Plastik
Die Polizei findet in einem verschlossenen Schlafzimmer die in Folie gewickelte Leiche des 17-jährigen Edward Evans. Die sorgfältige Verpackung deute darauf hin, dass Brady und Hindley die Tat geplant und Zeit gewinnen wollten, heißt es in der Episode.
### 2. Koffer voller Beweise: Mord-Anleitung und Tonband
In Bahnhofsschließfächern entdecken die Ermittler:innen Koffer mit Fotos, pornografischem Material und einem Tonband, auf dem das gefesselte zehnjährige Opfer Leslie Ann zu hören ist: "Ich muss nach Hause, ich kriege sonst Ärger", sagt das Mädchen, während "Little Drummer Boy" spielt.
### 3. Die Suche im Moor: Fund zweier Kinderleichen, doch Keith fehlt
Nach Hinweisen aus Ferienfotos durchkämmt die Polizei monatelang das Saddleworth Moor, findet die Leichen von Leslie Ann Downey und John Kilbride. Keith Bennett bleibt verschwunden, was bis heute die Familie quält.
### 4. Geständnis 20 Jahre später – Brady nutzt Information als Druckmittel
1985 gesteht Brady zwei weitere Morde, verlangt dafür aber die Erlaubnis zum Sterben. Er streut präzise Details, verweigert aber die Angabe des Grabes von Keith, während Hindley sich als „gezwungen“ darstellt.
### 5. Versiegelte Koffer: Letzte Macht über die Öffentlichkeit
Brady verfügt, dass zwei Aktenkoffer mit seinen Notizen nicht geöffnet werden dürfen. Die Hosts kritisieren, dass die Behörden diese Anweisung respektieren: „Dass niemand ran darf, um nachzuschauen, ob es da noch Hinweise gibt, ist super krass“, sagt Strobusch.
## Einordnung
Die Recherche ist aufwendig, die Story dramaturgisch sauber erzählt – doch die Sendung nähert sich der Grenze zwischen Aufklärung und Räucherstube. Die Sprecher:innen inszenieren sich selbst als geschockte Zuhörer:innen („Boah, wie krass ist das bitte?“), wiederholen aber gleichzeitig brisante Details, die sie zuvor als „zu krank“ für eine ausführliche Schilderung erklären. Die wiederkehrende Fokussierung auf die beiden „Monster“ und das Spiel mit ihrer letzten „Macht“ übernimmt ungewollt Brady’s Blickwinkel: Die Aufmerksamkeit richtet sich auf das Böse statt auf die Perspektive der Opfer oder deren Angehörige. Dass die Hosts am Ende sogar die Frage aufwerfen, ob die Behörden die Aktenkoffer „einfach aufbrechen“ sollen, untergräbt rechtsstaatliche Prinzipien zugunsten von „Sensation“ – ein gefährliches Signal in einem Format, das sich als Unterhaltung versteht. Positiv: Die ausführliche Würdigung der Polizeiarbeit und die klare Warnung am Anfang. Kritisch: Die emotionale Aufladung bleibt auf Empörung beschränkt, Perspektiven von Opfer-Angehörigen oder Expert:innen zur Erklärung der Täterpsychologie fehlen weitgehend. So bleibt der Fokus auf spektakulären Einzelheiten statt auf gesellschaftliche Lehren aus dem Fall.