Echo der Zeit: Darf Trump überhaupt Importzölle verhängen?

Echo der Zeit analysiert Trumps Schweizer-Zölle, die Gentrifizierung in Mexiko-Stadt und ein Pilotprojekt für stationäre Behandlung zu Hause.

Echo der Zeit
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Die Echo-der-Zeit-Folge vom 3. August 2025 widmet sich drei Schwerpunkten: den US-Strafzöllen gegen die Schweiz, der Gentrifizierung in Mexiko-Stadt und einem Pilotprojekt für stationäre Behandlung zu Hause im Kanton Basel-Landschaft. Moderiert wird die Sendung von Ivan Lieberherr. ### 1 Trump könnte mit Zöllen auf fragwürdiger Rechtsgrundlage operieren USA-Korrespondent Andrea Christen erklärt, Trump stütze die geplanten 39 % Schweizer-Zölle auf das "International Emergency Economic Powers Act" von 1977. Dieses erlaube dem Präsidenten nur bei einer "ungewöhnlichen, ausserordentlichen Bedrohung" wirtschaftliche Transaktionen zu regeln. Trump argumentiere, Handelsdefizite gefährdeten die nationale Sicherheit – eine Auslegung, die Christen als "aussergewöhnlich" bezeichnet und die bis vor den Supreme Court streitbar sei. ### 2 Schweizer Bundesrat habe nur vier Tage Druckzeit Inlandredaktor Philipp Schremli skizziert, wie Bundesrat, SECO und Parteien bis Donnerstag eine Lösung finden müssten. Dabei stünden sich zwei Lager gegenüber: FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann pocht auf demokratische Prozesse und will nur innerhalb des bestehenden Mandats verhandeln, während Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneider eine Notlösung auch unter Umgehung parlamentarischer Gremien für vertretbar hält, um "eine schwere wirtschaftliche Krise" abzuwenden. ### 3 Digitale Nomaden verdrängen Einheimische in Mexiko-Stadt Die freie Journalistin Sandra Weiss berichtet, dass seit der Pandemie US-amerikanische Fernarbeiter:innen in Vierteln wie Roma und Condesa die Mieten explodieren lassen. Pro Jahr gingen rund 100 000 Wohnungen für Einheimische verloren. Besonders Einkommensschwache würden an den Stadtrand gedrängt, wo Infrastruktur und Sicherheit fehlten. Regierungsmaßnahmen wie ein Mietpreisdeckel seien zwar angekündigt, aber von der Immobilienlobby und der FIFA-WM 2026 blockiert. ### 4 Kantonsspital Basel-Land testet "Hospital at Home" Regionalkorrespondent Simon Weber stellt das Pilotprojekt vor, bei dem Patient:innen wie Rita Hinderling statt im Spital zu Hause betreut werden. Leitender Arzt Severin Pochtrager nennt medizinische Vorteile: weniger Infektionen, kürzere Liegezeiten, bessere Heilungsverläufe. Kritiker wie Gesundheitsökonom Urs Roth monieren fehlende Spitex-Einbindung und unklare Tariffragen. Das Parlament bewilligte dennoch 9,5 Millionen Franken für eine flächendeckende Ausweitung. ## Einordnung Die Sendung arbeitet professionell mit klaren Trennungen zwischen Nachrichten, Analyse und Reportage. Besonders bemerkenswert ist, wie unterschiedliche Perspektiven auf die Schweizer Zollkrise abgebildet werden: während die USA-Korrespondentin die fragwürdige Rechtskonstruktion Trumps entlarvt, zeigt die Berichterstattung aus Bern, wie Demokratieverfahren unter Zeitdruck aushöhlen werden können. Die Mexiko-Reportage gelingt eine differenzierte Darstellung von Gentrifizierung ohne fremdenfeindliche Töne, lässt aber die Stimmen der digitalen Nomaden selbst aus. Beim "Hospital at Home"-Thema wird die Spannung zwischen medizinischem Fortschritt und wirtschaftlicher Effizienz deutlich, ohne dass bisherige Spitex-Strukturen ernsthaft einbezogen wurden. Insgesamt liefert die Folge eine solide, wenn auch wenig überraschende politische Analyse.