Drei Minuten nach drei sendet Jesper Lindau die aktuelle Ausgabe von Studio Ett (Schwedens Radio). Zu Gast sind Mats Ljungqvist, nationaler Koordinator für Cybersicherheit im Wirtschaftsbereich, und Lisa Bjurwald, Journalistin und Autorin zu Online-Mobbing. Hauptthemen: die neue schwedische Sicherheitsstrategie zur Stärkung der Cybersicherheit durch Kooperation mit der Wirtschaft sowie ein Fall von TikTok-basierten Drohungen und Belästigungen an einer Stockholmer Schule. ### 1. Kooperation mit der Wirtschaft als zentrale Cybersicherheitsstrategie Ljungqvist erläutert, dass die Regierung konkrete Informationsaustausch-Plattformen (u.a. von der Myndigheten för samhällsskydd och beredskap – MSB – betrieben) ausbaut, damit Unternehmen und Behörden gemeinsam Sicherheitsbedrohungen erkennen und Gegenmaßnahmen entwickeln: „Alltså både på en generell nivå, men också på en konkret nivå, när vi har information som vi bedömer att näringslivet behöver ha.“ ### 2. Ausländische Mächte als Hauptbedrohung für Unternehmen Als Hauptakteure hinter Spionage, Industriespionage und Sabotage nennt Ljungqvis neben kriminellen Banden ausdrücklich „främmande makt“. Auf Nachfrage verweist er auf den Sicherheitsdienst SÄPO, der in seinem Jahresbericht 2023 Russland, China und Iran als die drei größten Bedrohungen für Schweden ausmachte. ### 3. Cybersicherheit als tragende Säule des schwedischen Totalabwehrkonzepts Die neue Strategie sei Teil des Totalabwehrs: „Ett starkt totalförsvar, det kräver ju också en stark cybersäkerhet.“ Ohne robuste Netzwerksicherheit könne das Land militärische sowie zivile Krisen nicht zuverlässig bewältigen. ### 4. Mädchen sind besonders von Online-Mobbing betroffen Bjurwald betont, dass Mädchen überproportional Opfer von digitalen Belästigungen würden – etwa sexuellen Drohungen oder der Weitergabe intimer Bilder: „tjejer är ju överrepresenterade när det gäller utsatthet på nätet.“ ### 5. Polizei-Ermittlungen sind technisch möglich, erfordern aber Priorisierung Obwohl Täter hinter anoymen Profilen stehen, lassen sich laut Bjurwald IP-Adressen zurückverfolgen: „det går ju att spåra de här IP-adresserna“. Entscheidend sei, dass Polizei und Schulen Vorfälle ernst nehmen und präventiv arbeiten. ## Einordnung Die Sendung präsentiert sich als klassisches Tagesmagazin mit zwei klar getrennten Blöcken: sicherheitspolitischer Berichterstattung und Sozialthema. Interviewer Lindau stellt offene, aber keine kritischen Nachfragen; Fakten und Behördenpositionen werden weitgehend unkontextualisiert übernommen. Während Ljungqvis die Strategie der Regierung ohne Gegenstimme vorträgt, bleibt offen, wie Unternehmen ohne große IT-Ressourcen profitieren sollen oder ob die Kooperation zu Datenschutz- und Wettbewerbsbedenken führen könnte. Beim Thema Online-Mobbing fokussiert sich das Gespräch auf individuelle Verantwortung (Eltern, Jugendliche) ohne strukturelle Ursachen (Plattform-Algorithmen, Schulressourcen) zu hinterfragen. Kritische Perspektiven wie Zivilgesellschaft, Datenschützer oder betroffene Schüler fehlen; die diskursive Macht liegt eindeutig bei staatlichen und medialen Akteuren. Insgesamt ein informatives, aber oberflächliches Format ohne investigative Tiefe.