Im Gespräch mit Sarah Shackett erklärt Regisseur Ben Leonberg, wie er mit seinem Hund Indy über drei Jahre lang einen Horrorfilm aus Tierperspektive drehte. Das Herzstück sei der Kuleshov-Effekt: Durch den Schnitt würden Zuschauer:innen Indys neutralem Blick Emotionen zuschreiben – „wir haben ihn nie dazu gebracht, verängstigt auszusehen, der Film sagt dir, dass du Angst haben sollst“. Die Produktion war auf drei Personen und ein Budget von Monat zu Monat reduziert; Drehtag dauerten maximal drei Stunden, oft entstand nur eine Einstellung pro Abend. Leonberg montierte fortlaufend und entschied, „was für immer die Einstellung sein würde“, weil Indy keine exakten Marken treffen konnte. Beleuchtet wurde mit kleinen LED-Panels und Kommandohaken an der Decke, um den Hund im Dunkeln sichtbar, aber nicht überbelichtet zu halten. Das komplette Geräuschlabor wurde nachträglich aufgebaut, da auf dem Set statt Dialog nur Lob und Quakgeräushe ertönten. Die übernatürliche Kraft wurde als „matschiger Sensenmann“ konzipiert – ein Echo von Tierfriedhöfen in Sumpfgebieten. Die Finanzierung erfolgte durch Lehr- und Wissenschaftsgehälter des Paares; das Projekt wurde wie ein Hobby behandelt, was durch Pandemie und Homeoffice ermöglicht wurde. ### 1. Kuleshov-Effekt als Performance-Trick Ohne schauspielerische Regie erzeuge der Schnitt Emotionen: „Indy hat diesen intensiven natürlichen Blick – du kannst Bedeutung erzeugen, indem du seine leeren Reaktionen mit neuen Bildern verknüpfst.“ ### 2. Extrem schmale Produktionsstruktur Nur Eheleute plus Hund, monatliches Budget, Dreh nur nachts, oft nur eine Einstellung pro Tag: „Wir haben das Haus, in dem wir wohnen, als Set benutzt und Equipment besessen – das war die einzige Möglichkeit, so lange durchzuhalten.“ ### 3. Lichtsetzung für vierbeinige Hauptperson Back- und Top-Light aus handelsüblichen LED-Glühbirnen, an der Decke geklebt, sollen Indy im düsteren Horrorbild hervorheben; ein „Ping“-Lämpchen auf der Kamera erzeuge einen lebendigen Augenlicht-Punkt. ### 4. Hand-made Soundtrack und Musik Da On-Set nur Kommandos und Leckerchen-Tricks zu hören waren, entstand das komplette Geräuschbild neu; selbstgebautes „Chala-cellator“-Saiteninstrument liefere unheimliche Klänge, Komponist Sam schrieb später sogar ein sich entwickelndes Thema für Todd und Indy. ### 5. Nachhaltige Finanzierung durch Zeit statt Geld Ohne externes Kapital entstand der Film über drei Jahre, bezahlt aus Lehrgehalt und Wissenschaftsjob: „Wir haben es wie ein Hobby behandelt, so wie andere Autos restaurieren – wir drehten einfach weiter, bis die Geschichte stand.“ ### 6. Perspektive des Hundes bestimmt Erzählung Alle Handlungsspuren (Blut, Matsch, Friedhofs-Ästhetik) wurden an „Dog-Eye-Level“ (19 Zentimeter Höhe) konzipiert; übernatürliche Motive ersetzen menschliche Todesbilder durch „matschige Spuren“, die für ein Tier nachvollziehbar wirken. ## Einordnung Der Podcast wirkt wie ein Technik-Fachgespräch unter Kolleg:innen, das zugleich unterhaltsam bleibt. Shackett stellt klare, handwerkliche Fragen und vermeidet Promi-Pathos; Leonberg antwortet präzise, liefert aber auch persönliche Anekdoten. Besonders auffällig: Die Sendung verzichtet auf Marketinglyrik und behandelt das Low-Budget-Vorhaben als realistische Arbeitsform statt romantischer Ausnahme. Diskutiert wird ausschließlich die Machart, politische oder gesellschaftliche Einordnungen bleiben aus – angemessen für ein Filmemach:innen-Format. Die Gesprächskultur ist offen, es gibt keine sichtbaren Ausblendungen oder dominanten Wissensansprüche. Für angehende Regisseur:innen lohnt sich das Gespräch wegen der konkreten DIY-Tricks; allgemeine Horrorfans erfahren, wie emotionale Wirkung durch Montage statt teurer Effekte entsteht. Es gibt keine problematischen Inhalte oder verschwörerische Tendenzen – lediglich eine Liebeserklärung an kreatives Problemlösen mit begrenzten Mitteln.