Ones and Tooze: Heterodox Economists: Karl Polyani

Die Foreign Policy-Podcastfolge erklärt, warum Karl Polanyis Kritik am Marktfundamentalismus für das Verständnis von Klimakrise und Pandemie unverzichtbar ist.

Ones and Tooze
2006 min audio
Der Podcast "Ones and Tooze" widmet sich in dieser Folge dem Leben und Werk des Ökonomen Karl Polanyi. Adam Tooze und Cameron Abadi diskutieren Polanyis zentrale These, dass Märkte nicht natürlich entstünden, sondern durch staatliches Eingreifen geschaffen würden. Sie betrachten Polanyis Kritik am Marktfundamentalismus und seine Analyse der "doppelten Bewegung" zwischen Marktliberalisierung und gesellschaftlichem Selbstschutz. Die Diskussion zeigt, wie Polanyis Gedanken auf aktuelle Krisen wie den Klimawandel und die Pandemie anwendbar seien. Die Sprecher:innen betonen Polanyis Bedeutung als Gegenentwurf zur neoklassischen Ökonomie und diskutieren die Relevanz seiner Arbeit für das Verständnis gegenwärtiger wirtschaftlicher Herausforderungen. ### Polanyi habe gezeigt, dass Märkte künstliche Konstruktionen seien Tooze betont: "Polanyi's great insight was that markets are not natural, they are created by states and by political action." Diese These stehe im Gegensatz zur neoklassischen Vorstellung von spontan entstehenden Märkten. ### Die "doppelte Bewegung" als Erklärungsmodell für gesellschaftliche Spannungen Die Sprecher:innen erläutern Polanyis Konzept der "doppelten Bewegung", wobei Tooze erklärt: "There's this constant tension between the push for market liberalization and the counter-movement of society trying to protect itself." ### Polanyis Analyse der Marktgesellschaft bleibe aktuell Abadi und Tooze diskutieren, wie Polanyis Analyse der Marktgesellschaft auf aktuelle Krisen anwendbar sei. Tooze merkt an: "What Polanyi helps us understand is that the climate crisis is not a market failure, it's a failure of the market society itself." ### Die Grenzen des Marktfundamentalismus Die Episode beleuchtet Polanyis Kritik am Marktfundamentalismus. Tooze zitiert: "Polanyi shows that treating labor, land and money as commodities leads to the destruction of human society and the natural environment." ### Polanyi als Alternative zur orthodoxen Ökonomie Die Sprecher:innen betonen Polanyis Bedeutung als heterodoxer Ökonom. Tooze stellt heraus: "Polanyi offers us a way of thinking about the economy that doesn't start from the assumption that markets are natural or desirable." ## Einordnung Die Episode präsentiert sich als anspruchsvoller akademischer Podcast mit klarem journalistischen Anspruch. Tooze und Abadi führen eine sachliche, gut recherchierte Diskussion über Polanyis Bedeutung für das Verständnis moderner Wirtschaftskrisen. Die Argumentation bleibt stringent und belegt ihre Thesen mit direkten Bezügen auf Polanyis Werk. Besonders bemerkenswert ist die gelungene Verbindung historischer Analyse mit aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel und Pandemie. Die Perspektive bleibt dabei klar westlich-akademisch, wobei die Dominanz dieser Sichtweise reflektiert wird. Die Sprecher:innen vermeiden es, Polanyis Thesen zu vereinfachen oder zu ideologisieren, sondern präsentieren sie als komplexes Analysewerkzeug. Die Folge bietet eine wertvolle Einführung in heterodoxe Wirtschaftstheorie ohne dabei belehrend zu wirken.