wieCommerce?: #114 - GRWM.: Diese Social Commerce Plattform will das Spotify des Social Shoppings werden – Interview mit dem Gründer Niklas Toporysek | #socialcommercechats
Episode über die Social-Shopping-Plattform GRWM., die Creator-Content mit sofortigem Checkout verbindet und TikTok Shop Konkurrenz machen will.
wieCommerce?
13 min read2143 min audioIm "wieCommerce?"-Podcast spricht Kristina Mertens mit Niklas Toporysek über dessen Social-Shopping-Plattform GRWM. ("Get Ready With Me"). Die App will Mode-Content mit sofortigem Checkout verbinden, um die Customer Journey von 14 auf 8 Sekunden zu verkürzen. Statt wie LTK via Affiliate-Links weiterzuleiten, lagern Nutzer auf GRWM. direkt ein und checken multi-Brand-Warenkörbe aus. Toporysek berichtet, dass das ursprüngliche Nachhaltigkeits-Projekt nach Creator-Feedback zum reines Social-Commerce-Tool wurde. Knapp 350 Lebenszeit-Interviews führten zu einem TikTok-ähnlichen Feed, in dem jeder Outfits taggen und sofort verkaufen kann. Die Plattform ist seit November 2024 live, vor Launch wuchs das Creator-Outreach von 350k auf über 12 Mio Follower. Monetarisieren wollen sie über einen provisionsbasierten Revenue-Share (20-30 %), wobei Marken zusätzlich für Performance- und Branding-Kampagnen zahlen. Als größte Herausforderung nennt Toporysek das Henne-Ei-Problem: Creator und Brands müssen gleichzeitig an Bord kommen. TikTok Shop bewertet er als „Flop“, weil Marken dort zu sehr gefangen seien; GRWM. setze auf offene Datenstandards und direkte Shop-Integrationen. Für Brands sei Live-Shopping entscheidend, um Conversion- und Retouren-Probleme zu lösen; viele Onlineshops vernachlässigten deshalb Customer Experience. Langfristig strebt GRWM. an, Community-Commerce mit Second-Hand- und Vintage-Marktplätzen zu verbinden.
### GRWM. verkürzt Customer Journey durch integrierten Checkout
Toporysek erklärt, dass Nutzer auf seinem Dienst Outfits sofort kaufen können, ohne auf externe Shops weitergeleitet zu werden. Er behauptet: "Wir verkürzen quasi die Customer Journey von Inspiration zu Checkout um über 98 %" und sieht dadurch "über 91 % der Kunden" weniger abspringen als bei Affiliate-Lösungen.
### Plattform will Creator durch Revenue Share statt Flat Fee binden
Statt Exklusivverträgen setzt GRWM. auf variable Provisionen. Toporysek sagt, "die Creator bekommen zwischen 70 und 80 % vom Verkaufspreis abhängig davon, wie viel Arbeit sie reinstecken", und betont, dass damit "kleinere Creator monetarisieren können".
### TikTok Shop wird als „Flop" abgelehnt
Toporysek kritisiert, Marken seien auf TikTok Shop eingeschränkt: „Du kannst nicht wirklich raus ... deine Daten mitnehmen und dein Content ist auf TikTok" und nennt die Plattform deshalb "eher ein Flop".
### Live-Shopping gilt als Schlüssel gegen Retouren
Er sieht Live-Streaming als Mittel, um Passform-Fragen zu klären: „Wenn du live bist, kannst du Fragen beantworten ... dadurch reduzierst du Retouren", wodurch "Returns sinken".
### GRWM. wächst durch Creator-Community statt klassischer Werbung
Das Start-up skalierte Outreach durch Kooperationen: „Wir sind reingestartet mit ungefähr 350.000 Followern ... auf über 12 Millionen", wobei bis Launch "ca. 20 Millionen an Outreach" geplant sind.
## Einordnung
Die Episode ist kein kritisches Interview, sondern ein gemeinsames Bewerben des Gast-Projekts. Kristina Mertens übernimmt kaum die Kontrollfunktion eines Journalisten: Sie lässt weitreichende Behauptungen zu Conversion- und Retouren-Statistiken ohne Nachfrage stehen, lobt ständig („ich sehe enorm viel Potenzial“) und wiederhlt markige Sätze („geht 98 % schneller“). Kritische Perspektiven fehlen: Ob GRWM. tatsächlich 91 % weniger Abbruch generiert, wie Nutzerdaten zwischen verschiedenen Shops synchronisiert werden oder warum ein Start-up ohne VC binnen Monaten 12 Mio Follower-Reichweite erreichen sollte, bleibt offen. Stattdessen dominieren PR-nahe Themen wie Pitch-Formulierungen und „was Brands falsch machen“. Der Hörer bekommt ein gutes Gefühl für das Produkt, aber kein belastbares Bild von Marktrealität, Wettbewerb oder Risiken. Für Interessierte an Social-Commerce-Modellen lohnt sich dernoch ein Blick, um zu hören, wie ein europäischer Anbieter TikTok Shop Konkurrenz machen will – vorausgesetzt, man hört mit gesundem Marketing-Skeptizismus.