Der «Tre!bhaus»-Podcast begleitet zwei deutsche Aktivistinnen auf ihrer Reise durch Nordkurdistan und die Qendîl-Berge, wo sie drei Monate mit PKK-Guerilleros lebten. Sie berichten von türkischen Luftangriffen, Chemiewaffeneinsatz und systematischer Entwaldung, während im Studio Jojo Mehta vom Netzwerk «Stop Ecocide International» erklärt, warum die Zerstörung von Ökosystemen künftig als fünftes Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof gelten soll. Die Sendung spannt einen Bogen zwischen lokalem Kriegsgeschehen und globalem Umweltstrafrecht. ### 1 Türkei setze Chemiewaffen und Umweltzerstörung als Kriegsmittel ein Die Rechercheurinnen behaupten, die türkische Armee nutze nicht nur konventionelle Bomben, sondern auch Chemiewaffen und wende sich gezielt gegen Wälder und Felder: «Die Türkei benutzt auch die Natur als Waffe … sie bombardiert Wälder, sie bombardiert Felder, sie bombardiert landwirtschaftliche Flächen, um die Menschen … zu vertreiben.» ### 2 PKK-Gelände praktiziere basisdemokratische Geschlechtergleichheit Sophie Hartmann beschreibt die Guerilla als «ideologische Bewegung» ohne klassische Befehlshierarchien: «Es gibt keine Hierarchien … die Entscheidungen werden immer kollektiv getroffen.» Zentral sei die Frauenbefreiungsideologie mit eigener Frauenarmee YJA-Star. ### 3 Ecocide solle fünftes Verbrechen im Römischen Statut werden Jojo Mehta kündigt an, Ökozid als völkerstrafrechtliches Delikt neben Völkermord, Kriegsverbrechen etc. einzuführen: «We are proposing that ecocide be added as a fifth crime to the Rome Statute … individuals who are responsible for ecocide could be prosecuted.» ### 4 Internationale Gemeinschaft ignoriere Krieg niedriger Intensität Die Kriegshandlungen in Nordkurdistan würden trotz ziviler Opfer medial verschwiegen, so Felicitas Fischer: «Dieser Krieg ist ein Krieg niedriger Intensität … wird eben auch sehr stark von der Öffentlichkeit ignoriert.» ### 5 Ökozid treffe vor allem indigene Gemeinschaften Mehta betont, dass Umweltzerstörung immer auch Menschenrechtsverletzungen seien: «The vast majority of ecocide also causes profound harm to human beings … very often particularly to vulnerable indigenous communities.» ### 6 Umweltstrafrecht solle Unternehmen und Entscheidungsträger abschrecken Derzeit würden nur Firmenbußen verhängt, nicht aber individuelle Verantwortliche strafrechtlich belangt. Ein Ecocide-Paragraph könnte das ändern und Präventionswirkung entfalten. ## Einordnung Die Episode operiert weitgehend auf Augenhöhe mit den Berichterstatterinnen; kritische Nachfragen fehlen jedoch zu fast allen brisanten Punkten. Weder zur Chemiewaffen- noch zur Terrorlisten-Problematik der PKK wird ein Gegenüber eingebunden, sodass die Schilderungen unausgeglichen bleiben. Positiv ist die Verbindung lokaler Kriegsfolgen mit globaler Umweltpolitik, doch bleibt die journalistische Distanz gering. Die Sendung transportiert eine klare Solidarisierung mit der kurdischen Selbstverwaltung und der Ökozid-Kampagne, ohne alternative Perspektiven einzufangen. Wer Wert auf ausgewogene Berichterstattung legt, wird hier nicht bedient; wer ungeschönte Augenzeugenberichte und zukunftsorientierte Umweltrechtspolitik sucht, findet einen anregenden, wenn auch parteilichen Einblick.