Caren Miosga: Trump spaltet die USA
Die ARD diskutiert mit Jens Spahn über den Zustand der US-Demokratie nach dem fiktiven Mord an Charlie Kirk – ohne die rechte Hetze des Aktivisten zu benennen.
Caren Miosga
68 min read3598 min audioDie ARD-Politiktalksendung „Die ganze Sendung als Audio-Podcast" widmet sich in dieser Folge der angespannten politischen Lage in den USA nach dem fiktiven Mord an dem rechtsradikalen Aktivisten Charlie Kirk. Moderatorin Sandra Maischberger spricht mit dem CDU-Politiker Jens Spahn über die Folgen für die Demokratie, die Rolle von Donald Trump und die Annäherung von Maga und AfD.
Hauptsprecher:innen sind Sandra Maischberger (Moderation), Jens Spahn (Unionsfraktionsvorsitzender), Kerstin Kohlenberg (Zeit-Journalistin) und Catherine Klüber Ashbrook (Politikwissenschaftlerin).
### Die US-Demokratie stehe vor dem Kollaps
Spahn und die Expert:innen beschrieben die USA als „fragil" und die Demokratie durch Trump und die Maga-Bewegung in existenzieller Gefahr. Klüber Ashbrook warnte: „Das ist eine Bewegung, die tatsächlich sehr viel weitergeht, die sehr strategisch aufgestellt ist."
### Die Maga-Bewegung nutze den Tod für politische Inszenierung
Die Trauerfeier für Kirk werde zur massiven Großveranstaltung, Trump und seine Administration nutzten den Vorfall zur weiteren Polarisierung. Kohlenberg betonte: „Für die Maga-Bewegung war er unglaublich wichtig."
### Die Bundesregierung müsse Realpolitik mit Werten verbinden
Spahn rechtfertigte die Koalition aus Union und SPD mit der Notwendigkeit, Stabilität nach dem Scheitern der Ampel zu schaffen. Er habe aus der gescheiterten Richterwahl gelernt: „Rechtzeitiges Reden und Kommunizieren ist wichtig auf allen Ebenen."
### Vermögensungleichheit sei ein zentrales Zukunftsthema
Spahn brachte unaufgefordert die „Ungleichheit der Vermögensverteilung" ins Spiel, wurde aber von Maischberger damit konfrontiert, dass er dafür intern massiven Widerstand erntete. Er betonte: „Gerechtigkeit stellt man dadurch her, dass man den anderen die Chance gibt, selbst was aufzubauen."
### Die Nähe von Maga und AfD bereite Sorge
Spahn kritisiere die Kontakte zwischen Trump-Beratern und AfD-Politikern wie Beatrix von Storch. Er versuche in Gesprächen mit US-Republikanern klarzumachen, dass die AfD „im Kern eigentlich eher antiamerikanisch" sei.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein professionell inszenierter Warnruf: Die USA als Leuchtfeuer der Demokratie drohen zu erlöschen, die Bundesregierung müsse nun besonnenen Realismus walten lassen. Die Expertise der Gäste ist hoch, doch die Diskussion bleibt in wichtigen Punkten oberflächlich. So wird Charlie Kirks rechtsradikale Positionierung nur beiläufig erwähnt, statt seine Hetze gegen Minderheiten zu benennen. Auch bleibt offen, warum Spahns Koalition ausgerechnet jetzt eine Vermögensreform ins Spiel bringt, obwohl sie weiß, dass dafür keine Mehrheit besteht. Der Fokus auf strategisches Kalkül („Deutschland braucht die USA") verdrängt tiefergehende Fragen: Welche Werte will Deutschland eigentlich vertreten, wenn es mit autoritären Kräften paktieren muss? Die Sendung liefert eine Momentaufnahme, aber keine fundierte Analyse der demokratischen Gefährdungen – weder in den USA noch in Deutschland.