Hoss & Hopf: #279 So kannst du Brain-Fog für immer loswerden

Hoss & Hopf diskutieren Neuroplastizität, Gehirngesundheit und Lifestyle-Einflüsse, mit motivierenden Tipps und teils vereinfachten gesellschaftlichen Analysen.

Hoss & Hopf
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Die Episode „Neuroplastizität, Gehirnwachstum, kognitive Leistung: Mythen und moderne Wissenschaft treffen aufeinander“ des Podcasts „Hoss & Hopf“ widmet sich dem Thema Gehirngesundheit und der Beeinflussbarkeit kognitiver Fähigkeiten. Die Moderatoren Philip Hopf und Kiarash Hossainpour diskutieren, wie Lebensstil und Verhalten das Gehirnwachstum fördern oder hemmen können, und beleuchten die neuesten Erkenntnisse zur adulten Neurogenese. Sie beziehen sich dabei auf Studien und Experten wie Dr. Michael Niels. ### 1. Gehirnzellen erneuern sich auch im Erwachsenenalter Entgegen dem bekannten Mythos würden moderne Studien zeigen, dass Neurogenese, also die Bildung neuer Gehirnzellen, auch im Erwachsenenalter stattfinde. Insbesondere im Hippocampus, dem Gedächtnisbereich, würden weiterhin neue Zellen entstehen, wie eine Studie aus dem April 2025 zur Neurogenese im Erwachsenen-Hippocampus und eine aus dem Juli 2025 von Neuroscience News belegten. Es gäbe sogar Belege für neural-progenitorische Zellen bis ins Alter von 78 Jahren, was gute Nachrichten für lebenslanges Lernen bedeute. ### 2. Lebensstil und Verhalten beeinflussen das Gehirnwachstum Das Gehirn könne sich über das ganze Leben verändern, und dies hänge maßgeblich von Routinen und Verhalten ab. Bewegung stärke das Gehirnwachstum, wie eine Studie aus dem April 2025 zeige. Auch das Erlernen neuer Fähigkeiten, wie das Merken von Routen bei Taxifahrer:innen, führe zu einer Vergrößerung des Hippocampus. „Use it or lose it“ sei hier das Prinzip, da das Gehirn ungenutzte Verbindungen lösche, aber auch auf Standby geschaltete Fähigkeiten wie Sprachkenntnisse wieder aktivieren könne. ### 3. Negative Faktoren für die Gehirnleistung Mehrere Faktoren könnten das Gehirn schrumpfen lassen oder seine Leistung mindern. Chronischer Stress führe dazu, dass das Gehirn Strukturen stärke, die in gefährlichen Situationen wichtig seien (Amygdala), während verzichtbare Strukturen geschwächt würden. Auch Einsamkeit, Depressionen, Rauchen und Schlafentzug könnten sich nachteilig auswirken. „Einsamkeit kann das Gehirn schrumpfen lassen“, werde betont, wobei die Zunahme von Einsamkeit in der Gesellschaft auf Dating-Plattformen, „überbordenden Feminismus“ und einen „Grabenkampf zwischen den Geschlechtern“ zurückgeführt werde. ### 4. Schädliche Auswirkungen von exzessivem Scrollen Exzessives Scrollen auf Social Media-Plattformen wie TikTok würde das Gehirn „regelrecht verrotten“ lassen und die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen. Es sorge zudem dafür, dass man nicht mehr glücklich sei und kein Wohlbefinden mehr in normalen Dingen empfinde, da das Dopamin von ständigen „Hits“ überreizt werde. Es werde empfohlen, solche Apps zu löschen oder Zeitlimits zu setzen. ### 5. Ernährung und Gehirngesundheit Zugesetzter, raffinierter Zucker wirke sich negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit aus und könne langfristig die kognitiven Fähigkeiten verschlechtern, insbesondere den Hippocampus schädigen. Dies werde mit Studien und dem massiv gestiegenen Zuckerkonsum in Nordamerika belegt. Positiv wirkten sich hingegen viel Wasser, Omega-3-Fettsäuren, Beeren (reich an Antioxidantien), Tomaten (fördern Serotonin) und Nüsse (reich an ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen) aus. ### 6. Schnelle positive Effekte durch Verhaltensänderung Es gäbe „good news“, da man dem Gehirn genauso schnell helfen könne, wie man ihm schaden könne. Eine Studie eines chinesisch-US-amerikanischen Forscherteams habe gezeigt, dass bereits nach knapp zwei Stunden Training ein Größenzuwachs in der Großhirnrinde feststellbar gewesen sei. Dies zeige, dass direkte Maßnahmen im Leben einen sofortigen positiven Einfluss auf das Gehirn haben könnten. ## Einordnung Die Episode präsentiert sich als ein motivierendes Gespräch über Gehirngesundheit und Selbstoptimierung, das sich an ein breites Publikum richtet. Das Format ist eher unterhaltsam und appellativ als streng journalistisch, obwohl Studien und Experten wie Dr. Michael Niels als Belege herangezogen werden. Die Argumentationsweise ist eine Mischung aus wissenschaftlichen Verweisen und stark vereinfachten, teils moralisierenden Appellen zur Verhaltensänderung. Die Sprecher:innen nutzen eine direkte und emotionalisierende Sprache, um ihre Botschaften zu vermitteln und die Hörer:innen zum Handeln zu bewegen. Besonders auffällig ist die Diskussion über Einsamkeit und ihre Ursachen. Hier wird eine sehr spezifische und undifferenzierte Kausalität hergestellt, indem die Zunahme von Einsamkeit auf „überbordenden Feminismus“ und einen „Grabenkampf zwischen den Geschlechtern“ zurückgeführt wird. Diese Darstellung vereinfacht komplexe gesellschaftliche Phänomene stark und reproduziert ein hegemoniales Deutungsmuster, das gesellschaftliche Probleme auf individuelle oder geschlechterbezogene Konflikte reduziert, ohne sozioökonomische, kulturelle oder strukturelle Faktoren zu berücksichtigen. Es fehlt an Perspektivenvielfalt und einer differenzierten Analyse der Ursachen von Einsamkeit. Die Diskussion über den Zuckerkonsum und dessen angebliche Vergiftung der Bevölkerung ist ebenfalls stark vereinfacht und alarmistisch formuliert. Insgesamt ist die Diskussionskultur stark meinungsbasiert und lässt wenig Raum für Nuancen oder alternative Erklärungsansätze, insbesondere bei gesellschaftlichen Themen. Die Episode zielt darauf ab, Hörer:innen zu motivieren, anstatt eine ausgewogene und tiefgehende Analyse zu bieten. Hörempfehlung: Für Hörer:innen, die eine motivierende Einführung in das Thema Gehirngesundheit und Selbstoptimierung suchen, kann die Folge inspirierend wirken. Hörwarnung: Die Episode enthält vereinfachte und einseitige gesellschaftliche Analysen, insbesondere im Hinblick auf Geschlechterbeziehungen und die Ursachen von Einsamkeit, die kritisch hinterfragt werden sollten.