Der Podcast Foreign Times widmet sich in dieser Folge der Frage, ob die US-Demokratie ein strukturelles Problem habe und wie sich das unter Trump auswirke. Gast ist Max Bönel, 62-jähriger Journalist und US-Korrespondent seit 26 Jahren. Die Diskussion konzentriert sich auf die Rolle von NGOs und Nonprofits in der US-Zivilgesellschaft, die seit den Reagan-Jahren zunehmend staatliche Aufgaben übernehmen. Es gebe eine gezielte Schwächung demokratie-freundlicher NGOs durch drohende Entzüge ihrer Steuerbefreiung (501C3-Status), während Trump-nahe Organisationen gefördert würden. Die Sprecher:innen berichten von autoritären Strategien wie Gerrymandering, möglichen Wahlaussetzungen und Einschüchterung von Journalist:innen. Widerstand organisiere sich digital (Signal, Offline-Treffen) und juristisch, bleibe aber strukturell schwach. Die US-Demokratie sei in einem "kaputten" Zustand, mit starker politischer Entfremdung und sinkender Wahlbeteiligung. ### 1 Die US-Zivilgesellschaft sei durch eine "Nonprofittisierung" geprägt, bei der NGOs staatliche Aufgaben übernehmen Max Bönel erklärt: "Der entscheidende Unterschied zu Deutschland ist, dass in den USA Nonprofits Funktionen übernehmen [...], die in anderen Ländern [...] in staatlicher Ägide sind." Diese Entwicklung begann demnach unter Reagan in den 1980er Jahren. ### 2 Die Trump-Regierung wolle NGOs systematisch schwächen, die ihr nicht genehm seien "Es gibt längst schwarze Listen [...], welchen NGOs der rechtliche Status Spenden einzusammeln entzogen werden soll", berichtet Bönel. Die Drohung bestehe darin, den 501C3-Status zu entziehen, was das "gesamte Geschäftsmodell" einer NGO zerstöre. ### 3 Die extreme Rechte habe alle Machtzentralen in den USA übernommen "Die extreme Rechte sitzt im Weißen Haus, dominiert die untere Kammer des Parlaments [...] und hat dank Trump eine sehr große Mehrheit im obersten Gericht", so Bönel. Dies sei das Ergebnis eines jahrzehntelangen autoritären Projekts. ### 4 Der Widerstand in der Zivilgesellschaft organisiere sich verdeckt und digital NGOs würden "nur noch über Signal kommunizieren" und sich "auf der Straße treffen und da Absprachen treffen, während man die Smartphones zu Hause lässt", berichtet Bönel aus der Praxis seiner Frau, die eine NGO leitet. ### 5 Die US-Demokratie sei strukturell "kaputt" und politisch entfremdet Marco Herack konstatiert: "Politik und Gesellschaft sind einander entfremdet, sehr weit entfernt voneinander." Ein Drittel der Wahlberechtigten wähle gar nicht mehr, da sie glauben, "es eh nichts ändert". ### 6 Die demokratische Partei sei strukturell nicht für Widerstand ausgelegt Die Partei sei "ein reines Wahlbündnis" ohne Erfahrung in Widerstand gegen autoritäre Regime. Es gebe "kein Modell in den USA [...] mit Widerstand gegen so ein Regime", so Bönel. ## Einordnung Die Episode zeigt ein journalistisches Format mit professionellem Anspruch, das komplexe politische Zusammenhänge anschaulich vermittelt. Die Argumentation folgt einer klaren Struktur: Nach der Diagnose eines autoritären Projekts werden konkrete Mechanismen der Machtsicherung (NGO-Bedrohung, Gerrymandering, mögliche Wahlaussetzung) aufgezeigt. Besonders bemerkenswert ist die Verbindung von persönlichen Beobachtungen (Bönel berichtet von seiner Frau, von Kolleg:innen) mit systemischer Analyse. Die Diskussionskultur bleibt sachlich, auch wenn die Inhalte alarmierend sind. Kritisch anzumerken ist, dass die Perspektive klar links-progressiv geprägt ist - konservative oder rechte Stimmen fehlen vollständig. Die These vom "kompetitiven Autoritarismus" wird zwar erklärt, aber nicht weiter hinterfragt. Die Sprecher:innen beanspruchen Deutungshoheit über die US-Politik, ohne alternative Interpretationen zuzulassen. Die gesellschaftliche Relevanz liegt in der detaillierten Schilderung autoritärer Strategien, die als Warnung für andere Demokratien gelesen werden kann. Die Einordnung bleibt jedoch einseitig und verstärkt möglicherweise die Polarisierung statt sie zu hinterfragen. Hörwarnung: Die Episode bietet wichtige Einblicke in autoritäre Strategien in den USA, vermittelt aber eine stark einseitige Perspektive ohne differenzierte Gegenpositionen.