Benjamin-Immanuel Hoff spricht in "Kunst der Freiheit" mit Susanne Lang (Digitalisierung/Organisation) und Robert Maruschke (Parteientwicklung, Organizing) über das Comeback der Linkspartei nach der Bundestagswahl 2025. Die Gesprächspartner:innen erklären, wie der Bruch mit Sarah Wagenknecht und eine neue Organizing-Kultur die Partei aus der Krise führten. Sie berichten von 120.000 Mitgliedern, einem jüngeren und diverseren Zulauf sowie von Erfolgen im ländlichen Raum (Nordoberpfalz) und in Rostock durch systematische Haustürgespräche. Die Methode "Wut-Hoffnung-Aktion" wird detailliert erläutert, ebenso die Balance zwischen kurzfristigem Wahlkampf und langfristiger Organisierung. ### 1. Der emotionale Stimmungswandel als Katalysator Susanne Lang beschreibt den "absoluten Wechsel" der Partei: "Wir waren in so einer Abwärtsspirale und wir haben es geschafft, die einfach umzudrehen zu so einer Aufwärtsspirale." Dieser Stimmungswandel sei ursächlich für den Mitgliederzuwachs und das Wahlergebnis gewesen. ### 2. Der strategische Bruch mit Wagenknecht Robert Maruschke betont: "Zentraler Erfolgsbedingung war eigentlich der Bruch mit Sarah Wagenknecht und dabei nicht nur [...] den Bruch einzuleuten und das konsequent auch zu machen, sondern auch dabei die Partei zusammenzuhalten." Dies sei ohne nennenswerte Abwanderungen gelungen. ### 3. Die neue Mitgliederstruktur Die Partei habe "wirklich in Größenordnungen neue Mitglieder" erhalten - überall in Deutschland, mit jüngerem Altersdurchschnitt, mehr Frauen als Männern und vielen Menschen, die ihr Geschlecht als "divers" oder ohne Angabe angeben. ### 4. Die Organizing-Methode "Wut-Hoffnung-Aktion" Susanne Lang erklärt das dreistufige Gesprächskonzept: "Man fängt an [...] sich dafür zu interessieren, was ist bei der Person los [...] dann der zweite Teil [...] darüber zu sprechen, dass die Dinge veränderbar sind [...] und der dritte Teil [...] was müssen wir denn gemeinsam tun, damit sich was verändert?" ### 5. Die Herausforderung des Langfristaufbaus Robert Maruschke warnt: "Das ist schwer zu reproduzieren [...] Wir wollen sie ja nicht belehren [...] der Weg vom Haustürgespräch in die Organisierung zu kommen" sei anspruchsvoll und erfordere Offenheit für neue Wege. ### 6. Lokale Erfolgsgeschichten In der Nordoberpfalz habe man trotz rechter Dominanz und Angst vor Repressalien einen "linken Laden" aufgebaut. In Rostock seien 11.000 Haustürgespräche geführt worden, was zum Wahlsieg der Kandidatin Eva-Maria Krüger beitrug. ## Einordnung Der Podcast präsentiert sich als professionelles politisches Format mit klarem journalistischen Anspruch. Hoff führt strukturiert und kenntnisreich durch das Gespräch, lässt seinen Gästen ausreichend Raum für detailreiche Erfahrungsberichte, hakt aber auch kritisch nach. Besonders bemerkenswert ist die Offenheit, mit der die Organizing-Strategien erklärt werden - von der Methode bis zur konkreten Umsetzung. Die Perspektive bleibt dabei klar innerparteilich, wodurch externe Kritik oder alternative Organizing-Ansätze keine Rolle spielen. Die Darstellung des linken Comebacks wirkt authentisch, ohne triumphalistisch zu werden. Die Balance zwischen emotionalen Momenten und sachlicher Analyse gelingt gut, auch wenn die Selbstwahrnehmung der Partei als "Pickel-Kids" etwas konstruiert wirkt. Für Hörer:innen mit Interesse an Parteienentwicklung und Organizing bietet die Folge wertvolle Einblicke in praktische politische Arbeit jenseits von Wahlkampf-PR.