Wir müssen reden. Public Eye spricht Klartext.: [Re-Upload] (Un)gesundes Essen – Das Doppelspiel von Nestlé | Mit Manuel Abebe (2022)
Enthüllt wie Nestlé durch Schweizer Behörden mexikanische Warnschilder für ungesunde Produkte verhinderte.
Wir müssen reden. Public Eye spricht Klartext.
23 min read1252 min audioDer Public Eye Podcast "Wir müssen reden" beleuchtet in dieser Folge aus 2022, wie Nestlé durch das SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) Einfluss auf Gesundheitspolitik in Mexiko nahm. Moderator Nico Meier spricht mit Public Eye Rechercheur Manuel Abebe über Nestlés Lobbyarbeit gegen Warnschilder auf ungesunden Produkten. Laut einem geleakten internen Dokument seien 60% der Nestlé-Produkte ungesund – ein Milliardengeschäft, das durch strenge Kennzeichnungsregeln bedroht sei. Das SECO übernahm dabei laut Recherche fast wortwörtlich Nestlé-Argumente in offizielle Briefe an die mexikanische Regierung. Die Folge zeigt auch, wie Nestlé in der Schweiz durch Soft Power Einfluss auf Ernährungsempfehlungen nimmt – etwa durch besetzte Expertengremien.
### Nestlé selbst habe in einem internen Dokument einräumen müssen, dass 60% ihrer Produkte ungesund seien
Manuel Abebe zitiert ein 2021 in der Financial Times veröffentlichtes Dokument: "Nestlé selbst hat in einem internen Dokument [...] sagen müssen, dass 60% der eigenen Lebensmittel nicht gesund seien."
### In Mexiko seien 75% der Erwachsenen übergewichtig – ein "nationaler epidemiologischer Notstand"
Abebe erklärt die Dimension: "Dreiviertel der Erwachsenenbevölkerung in Mexiko sind mittlerweile übergewichtig. Das Land hat sogar einen nationalen epidemiologischen Notstand erklären müssen."
### Das SECO habe fast wörtlich Nestlé-Argumente in offizielle Briefe übernommen
Laut Abebe stehe in einem SECO-Brief: "Die Schwellenwerte seien zu radikal und restriktiv und hätten keine wissenschaftliche Basis" – identisch mit Nestlés Memo.
### Produkte mit gutem Nutri-Score würden in Mexiko mehrere Warnschilder erhalten
Abebe vergleicht: "Produkte, die als gesund eingestuft werden beim Nutri-Score, [...] immer noch drei Warnsiegel kriegen würden in Mexiko."
### Nestlé beeinflusse durch Soft Power selbst Schweizer Ernährungsempfehlungen
Ein Kapitel der offiziellen Ernährungspyramide sei 2020 von einer Nestlé-Mitarbeiterin verfasst worden, wie Abebe aufdeckt.
## Einordnung
Diese Podcast-Folge zeigt investigative Recherche auf hohem Niveau. Manuel Abebe präsentiert belastbare Belege für fragwürdige Verquickungen von Wirtschaftsinteressen und Staatsaußenpolitik. Besonders bemerkenswert: Das SECO übernahm laut Recherche fast wörtlich Argumente eines einzelnen Unternehmens in offizielle Diplomatenbriefe – ohne breitere Abstimmung mit anderen Akteuren. Die Doku enthüllt ein Systemproblem: Wenn einzelne Konzerne die Außenwirtschaftspolitik mitgestalten können, steht dies in Spannung zur staatlichen Souveränität anderer Länder. Die journalistische Aufbereitung ist sorgfältig, belegt mit konkreten Zitaten und glaubwürdigen Quellen. Kritikwürdig bleibt, dass andere Perspektiven – etwa vom SECO selbst oder neutralen Ernährungswissenschaftlern – in der Folge fehlen. Insgesamt liefert die Episode aber wichtige Einblicse in Machtstrukturen zwischen Wirtschaft und Politik.