Feel The News: Der große Vibe Shift - Zwischen Wetterumschwung und Zeitenwende
Die Lobos diskutieren den gesellschaftlichen „Vibe Shift“ – zwischen Konsumkritik, KI-Angst und dem Comeback rechter Positionen.
Feel The News
64 min read3489 min audioIn dieser Folge von "Feel the News – Was Deutschland bewegt" diskutieren Jule und Sascha Lobo über den gesellschaftlichen "Vibe Shift", also das subtile, aber tiefgreifende Umkippen von Stimmungen und Trends. Sie sprechen über persönliche Erfahrungen mit diesem Phänomen, analysieren aktuelle Beispiele wie den Konsumrückgang bei Luxusmarken, die Rückkehr der Ernsthaftigkeit in der Unterhaltung und den technologischen Fortschritt durch KI. Besonders hervorgehoben wird der politische Vibe Shift, der sich etwa in der Normalisierung rechter Positionen zeigt – etwa wenn Neonazis ihre Ideologie nicht mehr verstecken und offen auftreten. Die beiden diskutieren auch, wie sich gesellschaftliche Zugehörigkeit verändert und welche gemeinsamen Ziele fehlen.
### Der Konsum-Vibe Shift: Luxus wird zur Frage des Gewissens
Jule beschreibt, wie sich das Konsumverhalten in Deutschland verändere. Es gebe eine wachsende Skepsis gegenüber Fast Fashion und Luxusmarken. Als Beleg führt sie an: "Man fängt an weniger zu kaufen, man fängt an mehr zu überlegen." Auch die Umsatzzahlen von Louis Vuitton Moët Hennessy würden diesen Wandel bestätigen – mit einem Rückgang von 11 % im ersten Quartal 2025.
### Technologie als Vibe Shift: KI verändert alles – oder nicht
Sascha und Jule diskutieren, ob künstliche Intelligenz den größten Vibe Shift aller Zeiten darstelle. Sie zitieren Ethan Mollick, der zwischen technischem Fortschritt und gesellschaftlicher Implementierung unterscheide: „Wir Tech People neigen dazu, allein die Technologie zu bewerten und viel zu wenig die Implementierung.“ Die Frage bleibe: Wird die Gesellschaft mit der Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung Schritt halten können?
### Die Rückkehr der Ernsthaftigkeit: Von Memes zu Kontext
Ein weiterer Punkt sei die Rückkehr der Ernsthaftigkeit in der Unterhaltung. Jule beobachtet: „Die Leute wollen nicht mehr irgendwie so seichte Mario Barth Unterhaltung... sondern man möchte hören, was die Leute sich zu sagen haben.“ Podcasts würden boomen, Late-Night-Shows wie die von Stephen Colbert würden eingestellt – ein Zeichen für einen kulturellen Vibe Shift.
### Politischer Vibe Shift: Rechte Positionen werden salonfähig
Besonders kritisch wird der politische Vibe Shift diskutiert. Jule berichtet: „Neonazis haben sich jetzt irgendwie Jahrzehnte versucht... nicht aufzufallen und plötzlich sieht man Neonazis wieder mit Springerstiefeln... das wird gar nicht mehr versteckt.“ Dies sei ein deutliches Zeichen dafür, dass sich gesellschaftliche Normen verschieben – weg von Offenheit und Toleranz, hin zu einer Normalisierung rechter Positionen.
### Generationenkonflikt: Wer bestimmt den Vibe Shift?
Ein weiterer Aspekt sei der Konflikt zwischen digital aufgewachsenen jungen Menschen und älteren Generationen. Jule beschreibt: „Wir sind gerade in einem sehr besonderen Zeitalter... eine junge Generation super digital... und die ältere Generation auf Facebook noch irgendwie sich zum Gitarrenunterricht verabredet.“ Diese Kluft werde sich in den nächsten Jahren weiter vertiefen.
## Einordnung
Die Folge zeigt ein interessantes Spannungsverhältnis: Einerseits wird der Begriff „Vibe Shift“ als analytisches Werkzeug genutzt, um gesellschaftliche Veränderungen zu beschreiben – andererseits bleibt die Analyse oft an der Oberfläche. Besonders problematisch ist die Art und Weise, wie über den Rechtsruck gesprochen wird: Die Normalisierung rechter Positionen wird zwar benannt, aber nicht wirklich hinterfragt. Stattdessen wird der Fokus auf die Beobachtung gelegt, nicht auf die Ursachen oder Gegenstrategien. Die fehlende Einordnung – etwa durch Expert:innen oder Betroffene – macht deutlich, dass es sich hier weniger um journalistische Aufklärung als um persönliche Eindrücke handelt. Die Perspektive bleibt letztlich eine privilegierte Innensicht, die gesellschaftliche Spaltung eher beschreibt als zu durchdringen.