Doppelgänger Tech Talk: 2021-Déjà-vu: Meme-Stocks, SPACs & Crypto | 2,5 Mrd Prompts pro Tag? #477
Tech-Podcast über Opendoors Meme-Stock-Revival, OpenAIs Nutzungsexplosion und die dunklen Seiten des KI-Booms.
Doppelgänger Tech Talk
60 min read3500 min audioPhilipp Glöckler und Philipp Klöckner sprechen über Opendoor's spektakulären Kursanstieg um über 100% an einem Tag - eine Entwicklung, die sie an die Meme-Stock-Zeit von 2021 erinnert. Der Home-Flipper war von 50 Cent auf über 4 Dollar gestiegen, orchestriert durch einen Hedgefundmanager auf X. Trotz negativer Zahlen und nur 5% Gewinn pro Haus verliert das Unternehmen weiterhin Geld.
### OpenAI meldet 2,5 Milliarden Prompts täglich
OpenAI verzeichne inzwischen 2,5 Milliarden ChatGPT-Anfragen pro Tag, davon 330 Millionen aus den USA. Das entspräche einem Fünftel von Googles Suchvolumen. "Relativ klar nachzuweisen ist, dass man natürlich, dadurch, dass man noch nicht so geübt im Umgang ist wie bei Google, dass man teilweise mehr Prompts braucht für eine Suchanfrage", erläutert Glöckner die hohen Zahlen.
### KI-Datenlabeling wird teurer und spezialisierter
Die großen KI-Konzerne würden zunehmend von günstigen Clickworkern auf hochbezahlte Experten umsteigen. "Scale.ai, Turing, Toloka, Search.ai" ersetzten "Menschen, die in Sub-Saharan Afrika oder Südostasien sitzen" durch Wissenschaftler und Fachkräfte. Während 700-800 Milliarden in Datacenter investiert würden, flössen nur 2-3 Milliarden in Datenlabeling.
### TikTok entlässt Content-Moderatoren für KI
In Berlin protestierten 150 TikTok-Mitarbeiter gegen ihre Kündigung - sie sollten durch KI ersetzt werden. "We trained your machines pay us what we deserve" stand auf ihren Plakaten. Die Demonstranten hätten die Maschinen trainiert, die sie nun ersetzen sollen.
### Neuralink beantragt Status als "benachteiligtes Unternehmen"
Elon Musks Neuralink habe sich als "Small Disadvantaged Business" registriert, um bei Staatsaufträgen bevorzugt zu werden. Gleichzeitig sei das Unternehmen mit 9 Milliarden Dollar bewertet worden. "Mir scheint, dass man über Elon Musk viel sagen kann, aber nicht, dass er sozial und ökonomisch benachteiligt wäre", kommentiert Glöckner.
### David Sacks' Interessenskonflikte
Der neue KI-Zar investiere mit seinem Fonds Craft Ventures in Voltron, ein Startup für Regierungs-KI. Obwohl er Krypto im Wert von 200 Millionen verkauft habe, bestünden weiterhin massive Interessenskonflikte durch Investments in SpaceX, Neuralink und XAI.
## Einordnung
Die Episode verdeutlicht die zunehmende Volatilität und Spekulationsmentalität an den Märkten, wenn ein Unternehmen mit strukturellen Verlusten binnen Wochen um das Zehnfache steigen kann. Die Moderatoren analysieren diese Entwicklung sachlich und warnen vor den Risiken, ohne dabei moralisierend zu werden. Besonders wertvoll ist ihre Einordnung der OpenAI-Nutzungszahlen, die sie kritisch hinterfragen und plausibilisieren.
Problematisch wird es bei der Darstellung des KI-Datenlabeings: Während die strukturelle Ausbeutung von Clickworkern in Entwicklungsländern benannt wird, fehlt eine tiefergehende Kritik der zugrundeliegenden Machtverhältnisse. Die Formulierung "billigere Clickworker" normalisiert diese Praxis eher, als sie zu hinterfragen. Auch die Diskussion über TikToks Entlassungen bleibt oberflächlich - die Moderatoren sehen das Problem eher in der Implementierung als im grundsätzlichen Ersetzen menschlicher Arbeit durch KI.
Bei den politischen Themen zeigen sich die Moderatoren durchaus kritisch gegenüber den Interessenskonflikten im Trump-Umfeld, allerdings relativieren sie diese durch Verweise auf ähnliche Praktiken in Deutschland. Diese false balance schwächt die Kritik ab und verschleiert die besonderen Dimensionen der aktuellen US-Entwicklungen. Die Episode bietet solide Technikanalyse, bleibt aber bei gesellschaftskritischen Fragen an der Oberfläche.