DW AfricaLink: Understanding the 'Nigerians Must Go' protests in Ghana
DW AfricaLink beleuchtet die aktuellen Spannungen zwischen Ghana und Nigeria nach Protesten gegen nigerianische Migrant:innen – mit historischem Kontext, diplomatischen Bemühungen und vielen Stimmen aus der Bevölkerung.
DW AfricaLink
22 min read1505 min audioDie DW-AfricaLink-Folge „From Ghana must go to Nigerians must go“ beleuchtet die jüngsten Spannungen zwischen Ghana und Nigeria, ausgelöst durch Proteste in Accra mit dem Slogan „Nigerians must go“. Moderator Eddy Micah Jr. diskutiert mit den DW-Korrespondent:innen Isaac Kaledzi (Accra) und Ben Shemang (Nigeria) sowie dem Politikwissenschaftler Prof. Abubakar Umar Kari.
### 1. Alte Aussagen eines Igbo-Chiefs als Zündfunke
Ein vor Jahren geführtes Interview eines selbsternannten Igbo-Chiefs in Ghana, in dem dieser von der Gründung eines „Kingdoms“ auf ghanaischem Boden gesprochen habe, sei viral gegangen und habe bestehende wirtschaftliche Ängste und kriminelle Vorwürfe gegen Nigerianer:innen neu entfacht – obwohl der Betreffende sich später entschuldigt habe.
### 2. Wirtschaftliche Ängste und kriminelle Zuschreibungen
Ghanaische Händler:innen würden befürchten, von aggressiven nigerianischen Konkurrent:innen verdrängt zu werden, die angeblich Handelsregeln missachteten. Zudem würden Straftaten, an denen Nigerianer:innen beteiligt seien, pauschal auf alle zugeschrieben – eine Wahrnehmung, die durch soziale Medien verstärkt werde.
### 3. Diplomatische Schadensbegrenzung
Die nigerianische Außenministerin Bianca Odumegwu-Ojukwu sei nach Ghana gereist, um mit Präsident Mahama und der nigerianischen Gemeinde zu sprechen. Mahama habe betont, Ghana und Nigeria seien „Zwillinge“ und Fremdenfeindlichkeit keinen Platz.
### 4. Soziale Medien als Brandbeschleuniger
Die Berichterstattung in sozialen Netzwerken werde von emotionalen, oft faktenfreien Narrativen dominiert. Isaac Kaledzi kritisiert, dass normale Nutzer:innen Ereignisse verdrehen und Hass schüren, während journalistische Standards vermissen lassen.
### 5. Alltagsverflechtungen und gelebte Solidarität
Im Gegensatz zu politischen Rhetorik zeigen sich in Interviews mit Ghanaer:innen und Nigerianer:innen vor Ort vielfältige Kooperationen – etwa als Angestellte nigerianischer Geschäftsinhaber:innen oder als Geschäftspartner:innen, die gemeinsam wirtschaften.
### 6. Historische Rivalität und kulturelle Nähe
Die Spannungen würden in eine lange Geschichte wechselseitiger Ab- und Ausweisungen (1983 „Ghana must go“) eingebettet sein, gleichzeitig aber von kultureller Verwandtschaft und gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen überlagert – sichtbar etwa in Wettbewerben um Jollof-Reis oder Fußballspiele.
## Einordnung
Die Sendung wirkt wie ein professionell moderiertes Krisen-Gespräch, das bewusst zwischen journalistischer Analyse und diplomatischer Beruhigung pendelt. Die DW-Korrespondent:innen liefern differenzierte Hintergründe und vermeiden pauschale Schuldzuweisungen, während die zahlreichen eingespielten O-Tone der Bevölkerung eine breite Perspektive erlauben. Auffällig ist, dass rechte oder fremdenfeindliche Positionen zwar thematisiert, aber nicht weiter hinterfragt werden – etwa wer die Proteste organisiert oder welche politischen Kräfte von der Eskalation profitieren könnten. Stattdessen wird die Verantwortung auf „soziale Medien“ und „einzelne Täter:innen“ verlagert. Die Annahme, dass wirtschaftliche Konkurrenz und kriminelle Vorwürfe sich durch „bessere Aufklärung“ lösen ließen, bleibt unhinterfragt. Dennoch gelingt es dem Format, die Komplexität der Beziehung sichtbar zu machen und einen friedlichen Diskurs anzuregen.
Hörempfehlung: Wer sich für westafrikanische Politik und die Rolle von Diaspora-Beziehungen interessiert, erhält hier einen soliden, wenn auch nicht besonders tiefgründigen Überblick – mit dem nötigen Hintergrundwissen über historische Konflikte und gelebte Nachbarschaft.