Studio Ett: Studio Ett 2025-09-30 kl. 16.02
Analyse der AfD-Erfolge in Deutschland und des schwedischen Rüstungsbooms im Ukraine-Krieg
Studio Ett
12 min read6180 min audioDas schwedische Radioprogramm "Studio ett" beleuchtet in dieser Ausgabe die wachsende Popularität der rechtspopulistischen AfD in Deutschland und deren Zusammenhang mit wirtschaftlichen Problemen. Die Moderation spricht mit der Außenkommentatorin Anna-Lena Laurén über die wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands, insbesondere nach dem Ausstieg aus der russischen Gasversorgung und den Problemen mit dem chinesischen Markt. Laurén betont, dass die AfD keine konkreten wirtschaftspolitischen Konzepte biete, sondern lediglich auf Unmut surfen würde. Im zweiten Teil wird die florierende schwedische Rüstungsindustrie thematisiert, die durch den Ukraine-Krieg einen enormen Aufschwung erlebt. Die Wirtschaftsredakteurin Kristina Lindquist erklärt, dass die Nachfrage nach Waffen explosionsartig gestiegen sei und die schwedischen Rüstungsunternehmen Rekordaufträge verzeichnen würden.
### Die AfD profitiere von wirtschaftlicher Unsicherheit, ohne echte Lösungen anzubieten
Laurén erklärt, dass die AfD "eigentlich [keine] riktige Wirtschaftspolitik" habe, sondern lediglich "auf diese Welle der Unzufriedenheit" reite. Die Partei konzentriere sich auf Anti-Einwanderungspolitik und nutze Unmut über Inflation, Integration und die Unterstützung der Ukraine aus.
### Die deutsche Wirtschaft durchlaufe eine tiefe Krise
Deutschland stehe vor "ziemlich großen Umstellungsproblemen", da das Land jahrelang von billigem russischem Gas und dem chinesischen Markt abhängig gewesen sei. Diese Strukturen seien "auf einen Schlag" weggebrochen, was zu einer Rezession geführt habe.
### Die schwedische Rüstungsindustrie erlebe einen historischen Boom
Die schwedischen Waffenexporte erreichten 2023 mit 20,6 Milliarden Kronen einen Rekordwert - ein Anstieg von 30 Prozent gegenüber 2022. Die Nachfrage sei "explosionsartig" gestiegen, seit Russland die Ukraine vollständig angegriffen habe.
### Produktionskapazitäten reichten nicht aus
Trotz des Booms hätten die Unternehmen nicht genug Kapazitäten, um die Nachfrage zu befriedigen. Die Industrie sei "auf friedliche Zeiten eingestellt" gewesen und benötige nun Investitionen in neue Fabriken und Fachkräfte.
### Der Staat finanziere Produktionserweiterungen
Die schwedische Regierung gebe finanzielle Unterstützung, um die Munitionsproduktion zu erhöhen. Dies sei entscheidend, da der Krieg in der Ukraine "so intensiv" sei und "so viel Munition" erfordere.
### Die AfD nutze wirtschaftliche Sorgen für rechtspopulistische Mobilisierung
Die Partei positioniere sich gegen Einwanderung und grüne Energiewende, wobei Unmut über wirtschaftliche Entwicklungen in rechtspopulistische Politik umgeleitet werde. Dies sei ein Muster in ganz Europa.
## Einordnung
Diese Folge von "Studio ett" präsentiert sich als professionelles Nachrichtenformat mit klarem redaktionellen Anspruch. Die Moderation führt sachliche Gespräche mit Expertinnen und vermeidet polemische Überzeichnungen. Besonders bemerkenswert ist die nüchterne Analyse der AfD-Strategie: Ohne die rechtspopulistische Partei zu glorifizieren, wird deutlich gemacht, dass sie von wirtschaftlicher Unsicherheit profitiert, ohne eigene Lösungsansätze zu bieten. Die Expertin Anna-Lena Laurén benennt präzise die wirtschaftlichen Fehlentwicklungen Deutschlands - von der Überabhängigkeit von russischem Gas bis zur verpassten Digitalisierung - ohne dabei in Schwarzmalerei zu verfallen. Gleichzeitig wird der Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Schwäche und dem Rechtsruck transparent gemacht. Der zweite Teil über die schwedische Rüstungsindustrie wirkt dagegen etwas unkritischer: Während die wirtschaftlichen Fakten transparent dargestellt werden, fehlen tiefere ethische Reflexionen über die Profitierung vom Kriegsgeschehen. Die positive Konnotation des "Booms" steht in einem spannungsvollen Verhältnis zur humanitären Katastrophe, die diesem Wirtschaftswachstum zugrunde liegt. Insgesamt liefert der Beitrag eine informative Analyse aktueller europäischer Entwicklungen mit professionellem Anspruch.