SRF Echo der Zeit, die traditionsreiche Politiksendung, widmet sich am 24. Oktober 2025 der humanitären Evakuierung von sieben schwerstverletzten Kindern aus Gaza in die Schweiz, neuen US-Sanktionen gegen die russischen Ölriesen Rosneft und Lukoil, den Stand der Schweiz-EU-Verträge und der Krise der Vereinten Nationen. Gäste sind die Sanktionsexpertin Sascha Lohmann (SWP), die neue UN-Generalversammlungspräsidentin Annalena Baerbock sowie US-Sojafarmer:innen, die unter Trumps Handelsstreit mit China leiden. ### 1. Verletzte Kinder aus Gaza in Schweizer Spitäler verlegt Die Schweiz hat begonnen, 20 schwerverletzte palästinensische Kinder aus Gaza zu evakuieren; die erste Gruppe von sieben Kindern mit Kriegstraumata wie offenen Femur- oder Beckenfrakturen sowie Schussverletzungen landete via Rega- und Luftwaffenflugzeugen in der Schweiz. Die Operation koordinierten vier Bundesämter sowie die WHO; die jungen Patient:innen kommen in Kinderspitälern von Genf bis St. Gallen unter, die Begleitpersonen erhalten ein ordentliches Asylverfahren. Kantonale Widerstände (Bern, Aargau, Zürich) wegen Sicherheitsbedenken konnten nicht überwunden werden; die nächste Tranche soll im November folgen. ### 2. US-Sanktionen treffen russische Öl-Giganten Washington setzte Rosneft und Lukoil sowie fast 40 Tochterfirmen auf die SDN-Blacklist; US-Firmen dürfen nicht mehr mit ihnen geschäfteln, ausländische Banken riskieren Sekundärsanktionen. Lohmann betont, der Druck werde spürbar, weil Lieferketten-Software Transaktionen automatisch stoppe; asiatische Abnehmer wie Indien signalisierten Bereitschaft zum Einlenken, während China weiter iranisches Öl importiere. Das stufenweise Vorgehen solle Preisschocks verhindern und erst jetzt kurzfristige Einnahmeausfälle für Moskau generieren; politische Zugeständnisse hält Lohmann für unwahrscheinlich, solange das Regime seine Existenz fürchte. ### 3. Kantone unterstützen Schweiz-EU-Verträge – mit Einschränkungen Die Konferenz der Kantonsregierungen (KDK) begrüsst das ausgehandelte Vertragswerk mit 21:4 Stimmen; ablehnend zeigen sich lediglich Schwyz, Nidwalden, Schaffhausen und Tessin. Kritisiert wird der demokratiepolitische Einflussverlust und mögliche Mehrkosten etwa in der Sozialhilfe (bundweit +2–2.7 %). Die Kantone fordern eine Beteiligung des Bundes an den Zusatzkosten und streiten über das Ständemehr, das konservative Deutschschweizer Kantone für nötig halten. Die Freisinnigen haben sich überraschend deutlich für die Verträge ausgesprochen; die GLP sieht darin eine Annäherung an ihre Position, verliert aber ihr Alleinstellungsmerkmal. ### 4. UNO in Existenzkrise – Baerbock wirbt für Multilateralismus Die Vereinten Nationen stehen laut Annalena Baerbock vor ihrer schwersten Finanz- und Vertrauenskrise; Einsparungen und Stellenabbau stehen an. Dennoch spüre sie in der Generalversammlung breite Geschlossenheit für Charta und Multilateralismus, da sich die meisten Staaten der Lebensnotwendigkeit internationaler Kooperation bewusst seien. Die Veto-Initiative (Generaldebatte nach Vetoeinsatz) habe zur Gaza-Friedensinitiative beigetragen. Kerngeschäft seien Frieden, Nachhaltigkeit, Menschenrechte und Gerechtigkeit; Reformprozess «UN 80» solle Effizienz steigern. Baerbock nutzt soziale Medien gezielt, um Jugendliche für die Relevanz der UNO zu sensibilisieren. ### 5. Iowas Sojafarmer:innen verlieren Geduld mit Trump Chinas Einfuhrstop infolge des Handelsstreits lässt US-Sojapreise einbrechen; Farmer:innen verkaufen unter Produktionskosten. Langjährige Trump-Wählerin Susan Sherbron fordert sofortiges Abkommen mit China, Hilfszahlungen seien nur ein «Pflaster auf einer tiefen Wunde». Demokrat:innen hoffen auf Wähler:innenzugewinn über Gesundheitsthemen, während republikanische Abgeordnete wie Cindy Golding weiter auf Trumps Verhandlungsgeschick vertrauen und Diversifikation statt Exportabhängigkeit predigen. Sherbron plant Flächenreduktion für 2026 und fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. ## Einordnung Echo der Zeit erfüllt hier konsequent seinen Anspruch als journalistisches Referenzformat: Themen werden knapp eingekleidet, mit kompetenten Expert:innen vertieft und durch konkrete Menschenschicksale illustriert. Die Interviews halten sich streng an Fakten, lassen Gegenpositionen zu Wort kommen und verzichten auf Wertungen. Besonders bemerkenswert ist, wie selbstverständlich internationale Perspektiven (Gaza, Sanktionen, UNO, US-Landwirtschaft) in einen Schweizer Kontext gesetzt werden – ohne nationales Selbstzitat. Die Sendung bleibt trotz komplexer Materie klar strukturiert und verzichtet auf dramatisierende Effekte; die Trennung zwischen Bericht und Kommentar ist sauber. Kritisch kann man anmerken, dass die Auswahl der Interviewpartner:innen (allesamt offiziell akkreditierte Politiker:innen oder etablierte Expert:innen) keine zivilgesellschaftlichen oder betroffenen Perspektiven (etwa palästinensische Eltern, unabhängige Sanktionskritiker:innen) einlädt – eine Limitation des klassischen Rundfunk-Formats, aber kein qualitativer Verlust. Es handelt sich um eine professionelle, faktenorientierte und diskursöffnende Sendung. Hörempfehlung: Ja – wer sich in knapp 40 Minuten fundiert über globale Politik aus Schweizer Sicht informieren will, bekommt hier verlässliche Qualitätsberichterstattung ohne Hysterie.