Reflektor: Reflektor Spezial - Jan und Thees: Von Tiefschwarz bis Pink: Alle Farben - Teil 1
Zwei Musiker reden über Farben in Liedtiteln – mit viel Herz, Humor und Musikgeschichte.
Reflektor
70 min read4356 min audioReflektor-Spezial: Jan Müller und Thees Ullmann widmen sich in dieser Folge dem Thema Farben in der Musik. Nach einem ausgedehnten Gespräch über Konzerte in Wien und Kiel sowie eine Begegnung mit Charlie Harper von UK Subs, tauchen die beiden tief in die Welt der Farben in Liedtiteln ein – von Schwarz über Weiß, Grau, Gelb, Rot bis Blau. Sie diskutieren, warum es so viele schwarze Songs aber kaum gelbe gibt, ob Schwarz überhaupt eine Farbe sei, und präsentieren persönliche Lieblingslieder wie „Fade to Black“ von Metallica, „Weiße Pferde“ von Georg Danzer, „Grauer Beton“ von Trettmann und „Rot“ von RIN. Dazwischen erzählen sie Anekdoten über Bruce Springsteen, Emo-Kultur und DDR-Filmmusik. Die Folge endet mit dem Song „Blue“ aus dem Film „Solo Sunny“.
### Schwarz als dominante Farbe der Rock- und Punkmusik
Es gebe eine erstaunliche Häufigkeit von Liedern mit „schwarz“ im Titel, was möglicherweise mit der Farbe als Symbol für Trauer, Rebellion und Tiefe liege. Jan nennt Beispiele wie „Black“ von Bluthart, „Back in Black“ von AC/DC und „Fade to Black“ von Metallica – letzteren bezeichnet er als erste Heavy-Metal-Ballade.
### Weiß zwischen Unschuld und Bedrohung
Weiß werde in der Popkultur oft mit Unschuld assoziiert, aber auch mit Bedrohung – etwa in „White Room“ von Cream, das Jan als „Punk von Leuten, die extrem gut ihre Instrumente beherrschen“ beschreibe. Thees bringt „Weiße Pferde“ von Georg Danzer ein, das er als „riesigen deutschen Hit“ wahrgenommen habe.
### Grau als Farbe der Tristesse und des Alltags
Grau stehe für Langeweile, Gefängnis und Stadtalltag. Thees wählt „Grau ist jede Farbe“ von Die Toten Hosen und „Grauer Beton“ von Trettmann – letzteren lobt er für seine lyrische Tiefe und gesellschaftliche Relevanz.
### Gelb als rare Farbe mit Sonderrolle
Gelb komme selten vor in Liedtiteln, möglicherweise weil sie als Farbe des Neides oder als pissgelb empfunden werde. Jan entscheidet sich für „Old Yellow Bricks“ der Arctic Monkeys, Thees für „Yellow Submarine“ der Beatles – beide mit kindheitsbedingten Erinnerungen verbunden.
### Rot zwischen Liebe, Politik und Emotion
Rot sei die Farbe der Liebe, des Blutes und des politischen Widerstands. Jan wählt „Rot“ von RIN, das er für seine sprachliche Innovation und emotionale Tiefe lobt. Thees bringt mit „Blutrote Rosen“ einen historischen Schlager aus den 1920ern ein.
### Blau als melancholische Universalfarbe
Blau sei omnipräsent – von „Kind of Blue“ bis „Blue Monday“. Jan präsentiert „Blue“ aus dem DDR-Film „Solo Sunny“, das er als melancholischen Höhepunkt und Filmempfehlung ausgibt.
## Einordnung
Die Folge ist ein typisches Beispiel für das Reflektor-Format: zwei erfahrene Musiker im lockeren Gespräch, das zwischen persönlichen Anekdoten, musikalischen Tiefgründen und popkulturellen Verweisen pendelt. Die Mischung aus Insider-Wissen und hemdsärmeliger Erzählweise funktioniert gut – wer sich für Musikgeschichte, Subkultur und die kleinen Geschichten hinter den Songs interessiert, wird hier bedient. Kritisch anzumerken ist, dass die Auswahl der Lieder stark durch persönliche Vorlieben geprägt ist – es gibt keine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema Farben in der Musik, sondern eine subjektive Sammlung von Lieblingsstücken. Die Gesprächsdynamik ist freundlich und respektvoll, aber auch männlich dominiert und westlich-zentriert. Trotzdem: Wer Jan und Thees mag, wird diese Folge genießen.
Hörempfehlung: Für Musiknerds und alle, die sich für die kleinen Geschichten hinter den großen Songs interessieren – mit einem Klick auf die Playlist lohnt sich jede Minute.