DW AfricaLink: Tanzania election 2025: Who will voters pick?
AfricaLink beleuchtet die tansanischen Wahlen 2025: fehlende Opposition, Protest der Jugend und Menschenrechtsbedenken.
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24 min read1626 min audioDer DW-Podcast „AfricaLink“ widmet sich der tansanischen Präsidentschaftswahl vom 29. Oktober 2025, bei der Amtsinhaberin Samia Suluhu Hassan erstmals zur Wahl steht. Moderator Eddy Micah Jr. spricht mit der DW-Korrespondentin Faidha Ngaga und dem politischen Analysten Paternus Niyegira über das schwache oppositionelle Spektrum, die Rolle der Jugend und Berichte über Abductions.
### 1. Opposition weitgehend abwesend
Ohne die großen Parteien Chadema und ACT Wazalendo fehle echte Konkurrenz; die verbliebenen 17 Oppositionsparteien gelten als „kleine“ Formationen, die nur während der Wahlen sichtbar würden. Ngaga zufolge wirkten einige Oppositionskandidaten „nicht ernst“, etwa weil ein Bewerber Strafgefangene in ein Krokodilbecken werfen wolle.
### 2. Jugend mobilisiert online zu Wahlboykott – und zu Protesten
Auf sozialen Medien ruft vor allem die Generation Z zur Nicht-Teilnahme oder sogar zu Demonstrationen am Wahltag auf; Staatsapparat reagiere mit Drohungen. Niyegira betont, diese Cyber-Mobilisierung „zerrt an den Nerven der Autoritäten", während Ngaga Einschüchterung und Angst als Grund für die geringe öffentliche Debatte um Menschenrechtsverletzungen nennt.
### 3. Entführungen und Erscheinen von Angst
Beide Gesprächspartner:innen bestätigen, dass Berichte über Verschwindenlassen und Entführungen die Stimmung prägen – kein Kandidat der Regierungspartei CCM gehe in den letzten zwei Monaten auf das Thema ein. Ngaga sagt, Journalist:innen und Bürger:innen zögen mit Nachfragen, „weil man fürchtet, das Gleiche könnte mir passieren“.
### 4. Wahlbehörde formal reformiert – Vertrauen bleibt niedrig
Eine 2023/24 beschlossene Reform wandelt die Electoral Commission in eine „Independent National Electoral Commission“ um; Vorsitz und Mitglieder sollen künftig nicht mehr direkt vom Präsidenten ernannt werden. Kritiker:innen wie Niyegira halten die Neuregelung für minimal, da die neuen Amtsträger:innen „aus dem System“ stammen und weiter Unparteilichkeit infrage stehe.
### 5. CCM erwartet klaren Sieg – Stabilität versus Demokratiedefizit
Niyegira prognostiziert eine Rückkehr der CCM mit über 90 %, weil die Partei Ressourcen, Strukturen und Amtsinhabervorteile nutzen könne. Die langjährige Dominanz der Revolutionären Partei führe dazu, dass Dialogangebote wie ein geplanter National-Reconciliation-Committee und eine neue Verfassung erst nach der Wahl verhandelt werden sollen.
## Einordnung
Der Beitrag zeigt journalistische Solidität: Moderation bleibt sachlich, gibt beiden Seiten Raum und thematisiert heikle Punkte wie Menschenrechtsverletzungen oder mangelnde Chancengleichheit. Dennoch spiegelt sich eine Machtasymmetrie wider – Expertise und Reporter:innenstimmen stammen überwiegend aus dem bürgerlichen Milieu der Großstadt Dar es Salaam, während ländliche oder oppositionelle Lager kaum zu Wort kommen. Die Dramaturgie des Gesprächs verläuft entlang des Narrativs „fast sicherer CCM-Sieg“, was Spannung und Überraschungsmoment reduziert. Kritisch bleibt die Frage, ob die Sendung mit ihrer Fokussierung auf politische Taktik das Ausmaß der Repression angemessen verdeutlicht oder ob sie – bewusst oder unbewusst – zur Normalisierung autoritärer Praktiken beiträgt. Für Hörer:innen liefert die Episode einen kompakten, differenzierten Einstieg in die tansanische Machtverhältnisse, sollte aber durch weitere Quellen ergänzt werden, um marginalisierte Stimmen besser zu hören.