Der 11KM-Podcast beleuchtet den zunehmenden Einsatz von Sprachassistenten wie ChatGPT durch Jugendliche, insbesondere Mädchen, die die KI als emotionale Unterstützung nutzen. Die NDR-Journalistin Sinje Stadtlich berichtet von ihrer Recherche für die Panorama-3-Doku „Verloren im Digitalen“. Im Fokus steht das Beispiel der 20-jährigen Content-Creatorin Sophie, die ChatGPT wie eine Freundin nutzt – vom Liebeskummer bis zur Tagesplanung. Expert:innen warnen vor der Gefahr, dass Jugendliche echte Beziehungen durch KI-Kontakte ersetzen könnten, besonders weil das Gehirn bis 20 noch in der Entwicklung ist. Die Politik debattiert über Altersgrenzen und Smartphoneverbote an Schulen, während Plattformen wie TikTok höchste Sicherheitsstandards für Jugendkonten versprechen, aber konkrete Jugendschutzfragen ausweichen. Die Sendung zeigt: KI kann helfen, birgt aber Suchtpotenzial und verändert soziale Interaktionen nachhaltig. ### KI als Ersatz für Freundschaften Jugendliche nutzen ChatGPT zunehmend als emotionale Ersatzperson. Sophie erklärt: „Es spricht eben nicht wie ein Roboter … die Grenzen verschwimmen da.“ Die KI werde zur „besten Freundin“, die stets zuhört und bestätigt – mit unklaren Folgen für echte Beziehungen. ### Risiko für psychische Gesundheit Studien zeigen: Ein Viertel der 10- bis 17-Jährigen nutzt Social Media auf pathologische Weise. Die Jugendpsychiaterin Dr. Paschke warnt: „Es gibt keinen wirksamen Jugendschutz in diesen Social-Media-Netzwerken.“ Die Plattformen seien darauf ausgelegt, möglichst viel Aufmerksamkeit zu binden – mit Folgen für Konzentration und seelisches Wohlbefinden. ### Hirnüberreizung durch schnelles Scrollen EEG-Messungen einer dänischen Studie belegen: Jugendliche reagieren auf TikTok & Co. mit extremer kognitiver Überlastung. Je schneller und intensiver sie scrollen, desto stärker die Reizüberflutung. Langsame Nutzende wie die Reporterin bleiben davon weitgehend verschont. ### Politik fordert Altersgrenzen und Verbote Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) empfiehlt ein Social-Media-Verbot bis 16, einzelne Länder wie Hessen verbieten bereits Smartphones in Schulen. Kritiker:innen befürchten, dass Verbote umgangen werden und Lehrkräfte mit der Kontrolle überfordert sind. ### Techfirmen weichen Verantwortung aus OpenAI antwortete auf Nachfragen nicht; TikTok lieferte nur allgemeine Jugendschutz-Informationen. Die Verantwortung für sichere Angebote wird damit weitgehend an Staaten und Eltern weitergegeben. ## Einordnung Die Sendung arbeitet auf solidem journalistischem Niveau: Sie kombiniert persönliche Geschichte mit Expertengesprächen und aktuellen Studien, lässt aber wichtige Akteure aus. Dass weder OpenAI noch TikTok inhaltlich Stellung beziehen, zeigt ein zentrales Problem – die Unternehmen bleiben in der Verantwortungsfrage diffus. Positiv ist das klare Bekenntnis zur Notwendigkeit regulatorischer Eingriffe; offen bleibt, warum nur Mädchenstimmen dominieren und welche Rolle Bildungsangebote jenseits von Verboten spielen könnten. Die wiederholte Forderung nach Altersgrenzen bleibt letztlich eine politische Debatte, deren Realisierbarkeit die Beitragenden selbst anzweifeln. Insgesamt liefert der Podcast eine gelungene, wenn auch keine vollständig neue Bestandsaufnahme zur digitalen Lebenswelt Jugendlicher.