Der Journalist António Freitas de Sousa und der erfahrene Diplomat Francisco Seixas da Costa diskutieren in der Wochenend-Ausgabe des Wirtschaftspodcasts „A Arte da Guerra“ die politischen Krisen in Frankreich, Brasilien und den USA. Das Gespräch wirft einen nüchternen Blick auf die bevorstehende Vertrauensabstimmung gegen Frankreichs Premierminister François Barrou, die mögliche Rückkehr der extremen Rechten in Frankreich 2027 und die wachsende Einflussnahme der Trump-Administration auf die brasilianische Innenpolitik. ### Frankreich steuere auf eine Regierungskrise zu Francisco Seixas da Costa erwartet, dass Barrou die geplante Vertrauensabstimmung am 8. Dezember verlieren werde. Die Regierung habe „alle Züge eines IWF-Programms, nur ohne den IWF“ und müsse entweder Steuern erhöhen oder Sozialausgaben kürzen – beides politisch kaum durchsetzbar. „Die Tage von Barrou scheinen gezählt“, so der Diplomat. ### Frankreichs Schuldenlast sei historisch Seixas da Costa zitiert Barrou mit der Behauptung, „Frankreich habe sich in den letzten 20 Jahren stündlich mit 12 Millionen Euro verschuldet“. Diese Zahl illustriere eine „brutale“ Verschuldung, die das Land an den Rand einer Markt-Krise führe. ### Die extreme Rechte könne 2027 die Präsidentschaftswahl gewinnen Angesichts der Macron-Industrie, die „das französische Zentrum zerstört habe“, sei ein Wahlsieg des Rassemblement National „sehr wahrscheinlich“. Jordan Bardella gelte als neue Führungsfigur, während Marine Le Pen durch ein Gerichtsverfahren ausgebremst worden sei. ### Trump nutze Brasilien als geopolitisches Schachbrett Die USA würden Jair Bolsonaro gezielt stärken, um linken Präsidenten Lula zu schaden. Trump habe Sanktionen gegen den brasilianischen Supreme-Court-Richter Alexandre de Moraes verhängt und damit „die Souveränität Brasiliens herausgefordert“. Dies habe Lulas Popularität kurzfristig gesteigert, könne aber langfristig die Demokratie destabilisieren. ### Die US-Notenbank stehe unter Beschuss Trump versuche systematisch, die Unabhängigkeit der Federal Reserve zu untergraben. Seixas da Costa warnt: „Trump hat eine außerordentliche autoritäre Versuchung“ und stelle sogar offen die Frage, „ob das amerikanische Volk vielleicht einen Diktator wolle“. ## Einordnung Das Gespräch besticht durch klare Analysen und nüchterne Einschätzungen, ohne in Spekulation zu verfallen. Beide Sprecher nutzen ihre Expertise, um komplexes geopolitisches Puzzle zu entfalten. Kritisch anzumerken ist jedoch, dass die Perspektive linker oder zivilgesellschaftlicher Akteure kaum vorkommt; die Diskussion bleibt auf Machteliten fokussiert. Die Sprache ist sachlich, aber die Dramatik der Schilderungen – etwa von „Staatsbankrott“ oder „Diktatur“ – verstärkt die Polarisierung. Die Annahme, dass autoritäre Lösungen zunehmend attraktiv würden, wird nicht weiter hinterfragt, sondern als gegeben präsentiert. Insgesamt liefert der Podcast eine fundierte, wenn auch elitenzentrierte geopolitische Analyse. Hörer:innen erhalten keine einfachen Antworten, aber einen klaren Blick auf die Brisanz der aktuellen Entwicklungen.