Der fünfte und letzte Teil der Podcast-Serie "Marília: o outro lado da sofrência" trägt den Titel "Vergiss mich, wenn du kannst" und widmet sich der Frage, wie das künstlerische Erbe von Marília Mendonça nach ihrem Tod verwaltet wird. Carol Prado spricht mit dem Rapper Xamã, dem Manager Vander Oliveira, dem Spotify-Brasilien-Chef Carolina Uzuguir und dem Familienanwalt Robson Cunha. Das zentrale Thema ist der Streit um einen USB-Stick mit rund 110 unveröffentlichten Aufnahmen, der zwischen Familie, Plattenfirma Som Livre und Management umstritten ist. Die Episode beleuchtet auch die kommerzielle Kraft des Nachlasses: Die Single „Leão“ wurde zur meistgestreamten Brasilianischen Song des Jahrzehnts, während neue Alben und eine Dokumentation geplant sind. ### Der USB-Stick als Streitpunkt Ein USB-Stick mit etwa 110 Aufnahmen, darunter Demos, Cover-Versionen und Ideenskizzen, wird zum emotionalen und rechtlichen Zankapfel. Manager Vander Oliveira behauptet, er habe den Inhalt ursprünglich dem Sohn Léo zugedacht und erst nach Familienaktivitäten in Lizenzverhandlungen einbezogen. Familienanwalt Robson Cunha bestreitet dies und verweist auf einen 2019 geschlossenen Vertrags-Cessions-Vertrag, der sämtliche Werke an die Som Livre übertragen habe. Die Verhandlungen liegen derzeit still, da Léos Vater Murilo Huff die Unterzeichnung verweigert. ### „Leão“ als Jahrhundert-Hit Die gemeinsam mit dem Rapper Xamã entstandene Single „Leão“ habe nach Marílias Tod nicht nur Rekorde gebrochen, sondern sich laut Spotify-Statistiken zur meistgestreamten Brasilianischen Song der letzten zehn Jahre entwickelt. Xamã berichtet, er habe das Lied zunächst nicht live performen können, weil ihm die Nachrichten von Marília auf dem Handy zu nahe gegangen seien. ### Noch 98 unveröffentlichte Songs Laut ECAD-Registratur existierten zum Todeszeitpunkt 331 Kompositionen, davon 98 bislang unveröffentlicht. Die Familie plane, etwa zehn neue Titel pro Jahr zu veröffentlichen – genug Material für mindestens 20 Jahre. Dazu kämen Live-Mitschnitte aus der Pandemie-Zeit und Studio-Material vom Produzenten Pato. ### Kommerzielle Kraft des Nachlasses Die Episode zeigt, wie sehr sich emotionale Erinnerung und Geschäftsmodell überschneiden. Manager und Familie ringen um Kontrolle und Imagepflege, während Streaming-Plattformen und Plattenfirmen Millionenumsätze generieren. Die Frage, was „würdig“ und was „ausbeuterisch“ sei, bleibe offen. ## Einordnung Die Folge arbeitet journalistisch sauber: verschiedene Akteur:innen kommen zu Wort, Vertragsdetails werden sachlich erklärt, emotionale und wirtschaftliche Interessen werden nicht vermengt. Besonders gelungen ist die Einbettung in den brasilianischen Musikmarkt: statt Heldenverehrung zeigt die Reportage, wie posthume Karrieren organisch funktionieren – mit allen wirtschaftlichen Zwängen und familiären Zwistigkeiten. Die Perspektive des Kindes bleibt zwar marginalisiert, doch die Sprecher:innen reflektieren diese Grenze selbstkritisch. Wer wissen will, wie große Musikvermächtnisse heute verwaltet werden, erhält hier einen vielschichtigen, vorsichtig argumentierenden Einblick ohne erhobenen Zeigefinger.