# Kernpunkte Der Psychologie-Podcast "So bin ich eben" mit Stefanie Stahl und Lukas Klaschinski widmet sich in dieser Folge dem psychologischen Immunsystem und mentaler Resilienz. Als Gast ist die Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Maren Urner eingeladen, die in ihrem Buch "Radikal emotional" den Umgang mit Gefühlen analysiert und Strategien für mehr Resilienz vorstellt. ### 1. Das psychologische Immunsystem diene primär dem Selbstschutz Das psychologische Immunsystem schütze unsere Identität und psychische Integrität. Laut Urner verfolge es einen ähnlichen Zweck wie das körperliche Immunsystem: "Beide wollen uns am Leben halten." Es wehre Informationen ab, die das eigene Weltbild gefährden könnten: "Wenn ich dir jetzt sagen würde, was du seit 20 Jahren glaubst, ist falsch, dann würdest du sagen, Maren finde ich doof. [...] Weil das gerade meine Identität angreift." ### 2. Kognitive Verzerrungen seien Teil unseres psychologischen Immunsystems Urner betont, diese Verzerrungen seien keine Fehler, sondern evolutionär sinnvolle Mechanismen: "Unser Gehirn hat ja erstmal keine bösen Absichten, sondern möchte uns am Leben halten." Sie schlägt vor, statt von "kognitiven Verzerrungen" (Biases) von "kognitiven Schnellschüssen" zu sprechen. Ein Beispiel sei der "Negativity-Bias": "Unser Gehirn verarbeitet Negatives schneller, besser und intensiver [...], weil jede negative Information potenzielle Gefahr bedeuten kann." ### 3. Medienkonsum beeinflusse unser psychisches Wohlbefinden maßgeblich Zum Thema digitale Medien und deren Auswirkungen auf unsere Psyche erklärt Urner: "Je mehr Informationen, in dem Fall jetzt Nachrichten, ich konsumiere, desto schlechter können die verarbeitet werden, weil unser Gehirn einfach mehr Zeit braucht." Das Übermaß an negativen Nachrichten könne die psychische Gesundheit beeinträchtigen: "Wir haben mittlerweile quasi neue Krankheitsbilder, also soziale Medienabhängigkeit ist noch nicht diagnosefähig, wird aber gerade diskutiert." ### 4. Die emotionale Reife sei Grundlage für gesellschaftlichen Fortschritt Als Lösungsansatz plädiert Urner für eine "emotionale Reifeprüfung" vor allem für Politiker:innen: "Niemand sollte in ein politisches Amt kommen dürfen, [...] wenn er nicht eine emotionale Reifeprüfung abgelegt hat." Sie argumentiert: "Wenn jeder Mensch der Welt wirklich gut reflektiert wäre, hätten wir jetzt den ganzen Schlamassel nicht." ## Einordnung Der Podcast bietet einen anschaulichen Einblick in neurowissenschaftliche Erkenntnisse über psychische Mechanismen und verbindet diese mit alltagspraktischen Bezügen. Die Gesprächspartner:innen schaffen es, komplexe neurowissenschaftliche Konzepte wie kognitive Biases verständlich zu erklären und deren Relevanz für individuelle Resilienz nachvollziehbar darzustellen. Besonders die kritische Perspektive auf den heutigen Medienkonsum und dessen psychologische Auswirkungen ist wertvoll. Auffällig ist die harmonische Gesprächsdynamik ohne kontroverse Positionen. Alternative Sichtweisen zu den präsentierten Konzepten oder kritische Nachfragen fehlen weitgehend. Die Diskussion nimmt teilweise einen deterministischen Ton an, wenn neurowissenschaftliche Erkenntnisse zur Erklärung menschlichen Verhaltens herangezogen werden. Problematisch ist dabei die Tendenz, komplexe soziale und politische Probleme auf individuelles Verhalten und psychologische Mechanismen zu reduzieren. Besonders die These, gesellschaftliche Missstände ließen sich durch mehr Selbstreflexion und emotionale Reife beheben, vernachlässigt strukturelle Faktoren und systemische Machtverhältnisse. Der Podcast eignet sich besonders für Hörer:innen, die sich für den Zusammenhang zwischen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen und psychischem Wohlbefinden interessieren und praktische Anregungen für einen bewussteren Umgang mit Medien und Informationen suchen.