Politik in Deutschland: Podcasts, Radiosendungen und Politik-Talkshows zur Innen- und Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland Insights - 21.10.2025
Analyse der CDU-Strategie: Die "Brandmauer" zur AfD bröckelt von innen, während die Parteiführung mit widersprüchlichen Signalen und ungelösten Sachfragen kämpft.
Politik in Deutschland
# CDU im AfD-Dilemma: Strategie am Ende
Die Auseinandersetzung der CDU mit der AfD ist von einer tiefen Spannung zwischen dem postulierten Abgrenzungsanspruch und einer offenkundigen strategischen Leere geprägt. Während die Rhetorik der "Brandmauer" aufrechterhalten wird, deuten interne Widersprüche und die politische Realität in Ostdeutschland auf eine zunehmende Erosion dieser Position hin.
#### Der bröckelnde Damm der Abgrenzung
Die zentrale Erkenntnis ist, dass die CDU-Führung keine kohärente Strategie für den Umgang mit einer erstarkten AfD besitzt, insbesondere im Hinblick auf die Landtagswahlen 2026 – "Merz, die AfD und ein Interview, das so nicht sein sollte" (POLITICO Berlin Playbook, 21.10.2025). Die Unfähigkeit oder der Unwille, den Unvereinbarkeitsbeschluss an die Realitäten in Ostdeutschland anzupassen, führt die Partei in eine Zwickmühle. Die Analyse legt nahe, dass die "Brandmauer" bereits jetzt an den lokalen und landespolitischen Realitäten scheitert, wo Politiker der Parteilinie von Friedrich Merz nicht mehr konsequent folgen (POLITICO Berlin Playbook).
#### Symptomatisches Schweigen: Die Semantik der Zusammenarbeit
Ein bemerkenswerter Aspekt, der diese strategische Unschärfe symptomatisch verdichtet, ist das Interview mit der stellvertretenden CDU-Generalsekretärin Christina Stumpp. Ihre Weigerung, eine klare Grenze zwischen "Tolerierung" und "Zusammenarbeit" zu ziehen, und die spätere Dementierung ihrer eigenen Aussagen noch vor Ausstrahlung, entlarvt die fehlende inhaltliche Fundierung der Parteiposition . Es handelt sich nicht um eine kommunikative Panne, sondern um ein strukturelles Problem: Die Parteiführung kann oder will die eigenen roten Linien nicht mehr präzise definieren. Dies untergräbt die Glaubwürdigkeit der gesamten Abgrenzungsstrategie fundamental.
#### Narrative der Ablenkung und Machtlosigkeit
Parallel zu diesem zentralen Konflikt versucht Merz, durch das Ausrufen von Reformen bei Rente und Wehrdienst zur "Chefsache" politische Gestaltungskraft zu demonstrieren . Diese Vorstöße wirken im Kontext der AfD-Debatte jedoch weniger wie eine souveräne Agenda, sondern eher wie ein Versuch, von der strategischen Kernschwäche abzulenken. Die Analyse zeigt zudem, dass auch diese Initiativen auf erheblichen Widerstand stoßen und ihre Durchsetzbarkeit fraglich ist, was Merz' Position weiter schwächt (POLITICO Berlin Playbook).
#### Meta-Ebene: Der Diskurs der Leere
Auf der Meta-Ebene der Debatte wird deutlich, wie sehr der politische Diskurs der CDU von einer Rhetorik geprägt ist, die bei kritischer Nachfrage in sich zusammenfällt. Die journalistische Methode des hartnäckigen Nachfragens, wie im Podcast demonstriert, wird hier zum Werkzeug, um die "inhaltsleere Rhetorik" aufzudecken . Es dominiert ein Frame der formalen Abgrenzung, während die substanzielle Auseinandersetzung und die Entwicklung konkreter politischer Szenarien für den Fall starker AfD-Ergebnisse systematisch fehlen. Die eigentliche Machtstruktur, die hier sichtbar wird, ist die Macht der Realität über die Parteitaktik – insbesondere in Ostdeutschland, wo die CDU die Kontrolle über das Narrativ bereits verloren zu haben scheint.